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    Der 8. März ist Weltfrauentag. Foto: Colourbox

WeltfrauentagSchlüsselbegriffe für mehr Gerechtigkeit – und was noch zu tun ist

Gender-Budgeting, Gendermedizin, Gender Pay Gap: Zum Frauentag am 8. März rückt die dbb jugend diese Begriffe in den Fokus. Denn oft ist nicht klar, was mit ihnen gemeint ist.

Übersicht:

1. Gender-Mainstreaming

2. Gender-Budgeting

3. Gendermedizin

4. Gender Pay Gap

 

1. Gender-Mainstreaming

Der Begriff bezeichnet die Pflicht, im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit bei allen politischen Entscheidungen die Auswirkungen auf Männer und Frauen zu berücksichtigen. Alle EU-Mitgliedstaaten müssen das Gender-Mainstreaming umsetzen. Das ist bereits im Vertrag von Amsterdam verankert, der 1999 in Kraft getreten ist.

„Wenn es um die Gleichberechtigung der Geschlechter geht, ist Gender-Mainstreaming sozusagen die Grundlage, auf der wir handeln“, sagt Daria Abramov, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend. Gender-Mainstreaming betrifft alle Bereiche des öffentlichen Lebens: zum Beispiel in Hinblick auf eine geschlechtergerechte Sprache, den gleichberechtigten Zugang zu Dienstleistungen und gleichberechtigte Chancen auf Bildung. Gender-Budgeting und Gendermedizin sind Teilbereiche des Gender-Mainstreamings.

2. Gender-Budgeting

Gemeint ist die gerechte Verteilung von Ressourcen und finanziellen Mitteln zwischen den Geschlechtern. „Nicht immer profitieren die Geschlechter gleichermaßen von staatlichen Haushaltsausgaben“, berichtet Abramov. Gender-Budgeting verfolgt das Ziel, das zu ändern.

Untersuchungen in verschiedenen Städten und Gemeinden haben beispielsweise gezeigt, dass Frauen den öffentlichen Nahverkehr überdurchschnittlich nutzen. Abramov: „Wenn der Staat zu wenig in Bus und Bahn investiert, schränkt er die Mobilität der Frauen ein. Das wäre ein klarer Widerspruch zum Gender-Budgeting.“

Berlin gehört zu den Städten, die das Gender-Budgeting umsetzen. Die Senatsverwaltung für Finanzen verweist auf Beispiele aus der Praxis:

  • Aufstiegs-BAföG: Fachkräfte können sich Fortbildungen über das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz des Bundes finanzieren lassen. Zunächst wurde es als „Meister-BAföG“ bezeichnet. Die Folge: Vor allem Männer haben die Förderung in Anspruch genommen, weil der Begriff den Eindruck erweckt, dass es insbesondere um die Förderung männerdominierter Berufe im Handwerk geht. Frauendominierte Branchen, unter anderem die Kranken- und Altenpflege, kamen zu kurz. Dies ist das Ergebnis einer Analyse, welche die Verwaltung im Rahmen des Gender-Budgeting-Prozesses veranlasst hat. Inzwischen ist überall vom „Aufstiegs-BAföG“ die Rede.
  • Spielplätze: Mädchen nutzen eher Reckstangen und Trampolins, Jungen Fußballplätze und Skate-Anlagen. Der Gender-Budgeting-Prozess hat laut Senatsverwaltung untersucht, wie Spielplätze aussehen müssen, damit sie dem Spielverhalten aller Kinder gerecht werden. Ergebnis: Spielangebote, die vor allem bei Mädchen gefragt sind, waren im Verhältnis kleiner und nur begrenzt verfügbar.

Auch die Stadt Freiburg setzt das Gender-Budgeting um. Sie hebt die Bedeutung des Ansatzes für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hervor: „Da vor allem Frauen die unbezahlte Familienarbeit erledigen, stärkt der Einsatz von Mitteln für die Kinderbetreuung primär die Erwerbsmöglichkeiten von Frauen“, heißt es auf der Website der Stadt. Weniger Mittel für die Kinderbetreuung habe den Anstieg unbezahlter Arbeit bei Frauen zur Folge.

3. Gendermedizin

Es gibt Krankheiten und Symptome, unter denen – das ist statistisch erwiesen – Frauen häufiger leiden als Männer. Das gilt natürlich auch umgekehrt. Gegenstand der Gendermedizin ist es, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in den Krankheitsbildern systematisch zu erforschen.

Doch sie umfasst noch viel mehr: die Wirkungen von Medikamenten, das Vorgehen bei medizinischen Operationen und die Therapie insgesamt. Seit den Achtzigern ist bekannt, dass sich Herzinfarkte bei Frauen anders ankündigen. Nicht durch Schmerzen in Brust und Armen, sondern eher durch Schmerzen zwischen den Schulterblättern. „Dieses Beispiel zeigt, wie fatal es sein kann, wenn die Medizin nicht beide Geschlechter berücksichtigt“, unterstreicht die stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend. „Schlimmstenfalls ist das eine Diskriminierung, die Betroffene mit ihrem Leben bezahlen.“

Kinderpausen dürfen nicht zu beruflichen Nachteilen führen.

Daria Abramov, stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend

4. Gender Pay Gap

Laut Statistischem Bundesamt ist der Gender Pay Gap der „zentrale Indikator, um Aussagen über den Verdienstabstand zwischen Männern und Frauen zu treffen“. Dabei wird zwischen einem unbereinigten und einem bereinigten Gender Pay Gap unterschieden.

Der unbereinigte beinhaltet alle strukturellen Unterschiede, die zwischen den Geschlechtern bestehen, also Unterschiede in Hinblick auf Beruf, Branche, Beschäftigungsumfang, Qualifikation und Karrierelevel. Aus dem bereinigten wird der Teil des Verdienstunterschieds herausgerechnet, der auf diesen Faktoren beruht. Entsprechend schafft er eine Vergleichbarkeit der Bezahlung von Männern und Frauen mit vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie.

Für das Jahr 2023 hat das Statistische Bundesamt folgende Werte veröffentlicht:

  • Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt bei 18 Prozent, das vierte Jahr in Folge. Zu Beginn der Messung im Jahr 2006 waren es 23 Prozent.
  • Der bereinigte Gender Pay Gap beträgt 6 Prozent.

„Diese Zahlen zeigen, dass wir noch viel zu tun haben“, kommentiert Daria Abramov. Die Lohnlücke, die der unbereinigte Gender Pay Gap offenbart, ist unter anderem damit zu erklären, dass viele Frauen in Teilzeit gehen, wenn sie Kinder bekommen. In diesem Zusammenhang sei es bemerkenswert, dass von den Teilzeitbeschäftigten im öffentlichen Dienst mehr als 83 Prozent Frauen sind. Das geht aus dem Monitor öffentlicher Dienst 2024 hervor.

Mehr entdecken: Monitor öffentlicher Dienst 2024 – fünf Zahlen, die du kennen musst

„Kinderpausen dürfen nicht zu beruflichen Nachteilen führen“, unterstreicht die Gewerkschafterin. Deshalb seien Investitionen in Kindertagesstätten von zentraler Bedeutung. Aber auch, wer sich bewusst entscheide, länger in Teilzeit zu bleiben, um für die Kinder da zu sein, dürfe keine Nachteile erfahren. „Es muss eine Selbstverständlichkeit werden, dass sich auch Führungspositionen mit dem Familienleben vereinbaren lassen.“

Was den bereinigten Gender Pay Gap betrifft, tragen im öffentlichen Dienst bereits Tarifverträge zur Gerechtigkeit und Transparenz in der Bezahlung bei, resümiert Abramov. Ungerechtigkeiten bestehen ihrer Ansicht nach dennoch: „Dass insbesondere Erzieherinnen, die jeden Tag enorme soziale Verantwortung übernehmen, weniger verdienen als andere, die einen Beruf mit geringerer sozialer Verantwortung ausüben, ist nicht hinnehmbar. Echte Gerechtigkeit gibt es nur, wenn wir Berufe aufwerten, in denen typischerweise Frauen arbeiten.“

Text: Christoph Dierking