• Foto zum Thema Duales Studium Diplom-Verwaltungswirt*in: Zu sehen ist Susanne, die Einblicke in ihren Werdegang gibt.
    Jobkompass
    Susanne ist studierte Diplom-Verwaltungswirtin und arbeitet in der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen. Foto: Markus Klügel

Duales Studium: Diplom-Verwaltungswirt*in Verwaltung neu denken

Sozialstelle, Ordnungsamt, Krisenstab: Susanne hat ein duales Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin absolviert, einen Studiengang, der viele Türen öffnen kann. In ihrem Fall die der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen.

Zum FAQ: Duales Studium mit Berufsziel Diplom-Verwaltungswirt*in

PDF-Dateien ausdrucken und anschließend wieder einscannen – das ist nicht bloß ein Gerücht, sondern in vielen Behörden noch gängige Praxis. „Davon müssen wir wegkommen“, sagt Susanne. Welche Arbeitsschritte sind wirklich notwendig? Wo bestehen Doppelstrukturen? Und wie lässt sich die Belastung des Personals verringern? Das sind Fragen, mit denen sich die 34-Jährige beschäftigt. Ein Argument, was sie dabei nicht gelten lässt: „Haben wir schon immer so gemacht.“

Susanne Aumann ist Referentin im höheren Dienst und studierte Diplom-Verwaltungswirtin. Ihr Arbeitsplatz: die Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Genauer: die Zentralabteilung. In der Staatskanzlei laufen die Fäden der Regierungsarbeit zusammen. Die schwarz-grüne Landesregierung hat den Bürokratieabbau zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit erklärt – und dafür auch ein eigenes Referat geschaffen, das 2023 seine Arbeit aufgenommen hat.

„In Unternehmen funktioniert es nicht, wenn man Social Media nebenbei macht, mit dem Bürokratieabbau ist es genauso“, erklärt Susanne. Es sei ein komplexer Prozess, der Ausdauer, Kraft und Zeit erfordert. „Was über Jahrzehnte gewachsen ist, lässt sich schwer von heute auf morgen rückgängig machen.“

Duales Studium bringt Allrounder-Wissen

Zurück zu den Anfängen, zurück ins Jahr 2009: Die Karriere der Beamtin beginnt in Düren, wo sie gebürtig herkommt und Abitur macht. Das Interesse für juristische Zusammenhänge ist groß, aber ein klassisches Jurastudium erscheint ihr zu lang und zu theoretisch. Um sich Klarheit zu verschaffen, absolviert sie ein Praktikum in der Stadtverwaltung – und wird auf einen dualen Studiengang aufmerksam. Das Berufsziel: Diplom-Verwaltungswirtin. Ein akademischer Abschluss, früh in die Praxis und dabei auch noch Geld verdienen – „für mich war das eine Win-win-win-Situation“, erzählt Susanne, die sich neben dem Job auch gewerkschaftlich als Vorsitzende der dbb jugend nrw engagiert.

Man ist sehr nah an der Bevölkerung und trägt dazu bei, die Gesellschaft positiv zu gestalten.“

Susanne über die Arbeit im Kommunalen

Das Studium verschlägt die damalige Abiturientin nach Aachen, westlich von Düren an die niederländisch-belgische Grenze, im Dreiländereck, etwa eine halbe Stunde Fahrzeit entfernt. Die theoretische Ausbildung erfolgt an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung, die praktische direkt in den Behörden. „Man wird zum Allrounder ausgebildet. In der Großstadt ist die Aufgabenvielfalt enorm und entsprechend umfassend sind die Einblicke.“

Davon profitiert Susanne auch nach dem dualen Studium zur Diplom-Verwaltungswirtin. Zunächst startet sie als Beamtin auf Probe in der Sozialstelle durch, wo sie Seniorinnen und Senioren, deren Rente nicht zum Leben reicht, die Grundsicherung auszahlt.

Nach vier Jahren folgt der Wechsel ins Ordnungsamt. Sich um die Bestattung von Verstorbenen kümmern, die keine Angehörigen mehr haben. Um die Zwangseinweisung psychisch kranker Menschen. Oder zuletzt um Sicherheitskonzepte bei Großveranstaltungen – all das gehört zu den Aufgaben in den verschiedenen Fachabteilungen, die Susanne kennenlernt. Was alle Stationen eint? „Man ist sehr nah an der Bevölkerung und trägt dazu bei, die Gesellschaft positiv zu gestalten.“

Pandemie bringt Zwangspause

Reitsport, Fußballevents, Festivals, Weihnachtsmarkt: In Aachen ist viel los, die Stadt ist organisatorisch an über 400 Veranstaltungen im Jahr beteiligt.

Doch dann kommt der März 2020. Lockdown. Nichts kann mehr stattfinden. „Ich saß da und hatte von heute auf morgen keine inhaltliche Arbeit mehr“, erinnert sich die Gewerkschafterin. „Alles abzusagen, das war das Einzige, was ich noch tun konnte.“

Die Beschäftigten im Kulturbetrieb ereilt dasselbe Schicksal, die Stadt organisiert das Personal neu: Susanne, inzwischen längst auf Lebenszeit verbeamtet, arbeitet fortan im Krisenstab mit. Bei allen ist die Unsicherheit groß. Es gilt, neue Verordnungen umzusetzen, die zuvor niemand kannte. „Die zehn Ordnungsämter im Kreis, alle Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Behörde, alle haben Hand in Hand und auf Augenhöhe zusammengearbeitet. Dieser Zusammenhalt war extrem beeindruckend und hat uns durch diese schwere Zeit getragen.“

Man muss beim Schreiben klar auf den Punkt kommen. Kein Ministerpräsident liest fünf Seiten Prosa!

Susanne über Fähigkeiten, die im Job wichtig sind

In der Pandemie stellt die Diplom-Verwaltungswirtin, die berufsbegleitend einen Master für öffentliche Verwaltung draufgesattelt hat, Führungsqualitäten unter Beweis. Sie bekommt das Angebot, im Ordnungsamt die Abteilungsleitung für die Außendienste zu übernehmen und damit den Aufstieg in den höheren Dienst zu absolvieren – und sagt zu. Fortan ist sie für rund 150 Beschäftigte verantwortlich, die unter anderem Verwarnungen fürs Falschparken verteilen, illegale Müllentsorgung ahnden und die Einhaltung des Jugendschutzes kontrollieren, zum Beispiel mit Blick auf den Alkohol- und Tabakverkauf.

Jobwechsel bringt politische Komponente

14 Jahre bei der Stadt Aachen. Susanne spürt, dass es Zeit für etwas Neues wird. Als Abteilungsleiterin steht sie im Stadtrat oft Rede und Antwort; ihr Interesse für politische Prozesse wird bestärkt. Um diesen Part auf einer anderen Ebene kennenzulernen, bewirbt sie sich bei der Staatskanzlei in Düsseldorf für die Stelle im neuen Referat für Bürokratieabbau – und bekommt den Zuschlag. Auf die Zeit in Aachen blickt sie gerne zurück. „Das Wissen aus der kommunalen Familie ist auch für den aktuellen Job sehr wertvoll.“ Nicht zuletzt, weil sie die Situation der Kolleg*innen, die täglich mit der Bürokratie konfrontiert sind, selbst erlebt hat. Eine gute Voraussetzung, um Verbesserungen anzustoßen.

Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn

Das Team des Referats bespricht jeden Morgen, was tagsüber anliegt. Was ist kurzfristig zu erledigen? Hat ein anderes Referat Informationen oder Beiträge zum Bürokratieabbau angefordert? Oder steht eine wichtige Rede zu dem Thema an? Vorlagen sind an die Hausspitze, auch an den Ministerpräsidenten zu richten. Vor allem, wenn letzteres der Fall ist, gilt: „Man muss beim Schreiben klar auf den Punkt kommen. Kein Ministerpräsident liest fünf Seiten Prosa!“, unterstreicht Susanne.

Apropos Ministerpräsident: Den trifft man hin und wieder auf dem Flur oder in der benachbarten Kantine des Landtags. „Da steht er genauso in der Schlange wie alle anderen auch.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Duales Studium mit Berufsziel Diplom-Verwaltungswirt*in

Welche Voraussetzungen muss ich für das Studium mitbringen?

Für den dualen Studiengang mit dem Abschluss „Diplom-Verwaltungswirt*in“ – beziehungsweise ein entsprechendes Bachelor-Studium – ist in der Regel das Abitur beziehungsweise Fachabitur erforderlich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Das duale Studium dauert in der Regel drei Jahre.

Was sind zentrale Inhalte im dualen Studium zum Diplom-Verwaltungswirt*in?

Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Verwaltungsrecht, Wirtschaftswissenschaften und öffentliche Betriebswirtschaftslehre. Hinzu kommen Kommunikation und Psychologie.

Wo findet die Ausbildung statt?

Der theoretische Teil der Ausbildung findet in Hochschulen des öffentlichen Dienstes statt, die Praxis in den Behörden vor Ort.

Was verdiene ich?

Wer das duale Studium zum Diplom-Verwaltungswirt beziehungsweise zur Diplom-Verwaltungswirtin abgeschlossen hat, steigt in der Regel mit einer A9-Besoldung ein.

Die aktuellen Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.

Welche Karrierechancen bieten sich mir mit dem Abschluss „Diplom-Verwaltungswirt*in“?

Das duale Studium eröffnet die Möglichkeit, in ganz verschiedenen Fachbereichen zu arbeiten, darunter das Sozialamt und Ordnungsamt, im Finanzbereich oder im Personalmanagement. Wer sich weiterentwickeln und Führungsaufgaben übernehmen möchte, kann ein Masterstudium draufsatteln oder sich in speziellen Lehrgängen für einen Aufstieg weiterbilden.

Wo gibt es weitere Informationen?

Wer mit dem dualen Studiengang zum Diplom-Verwaltungswirt Grundlagen für eine Karriere in der Verwaltung legen möchte, findet weitere Informationen online bei den Städten und Kommunen; außerdem bei Bund und Ländern, hier exemplarisch für Nordrhein-Westfalen. Als übergeordnetes Karriereportal für den öffentlichen Dienst ist Interamt ebenfalls eine geeignete Anlaufstelle.