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    Der Striezelmarkt in Dresden öffnet traditionell am Mittwoch vor dem 1. Advent. Die Stadtverwaltung rechnet in diesem Jahr mit bis zu zwei Millionen Besucherinnen und Besuchern. Foto: Michael Bader (DML-BY)
  • Mit einer Höhe von 14,62 Metern hat es die erzgebirgische Stufenpyramide, vorne links im Bild, ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Foto: Michael Bader (DML-BY)
  • Der Dresdner Striezelmarkt ist der älteste urkundlich erwähnte Weihnachtsmarkt Deutschlands. Foto: Michael Bader (DML-BY)
  • Blick auf den Striezelmarkt: Das Foto wurde vom Turm der angrenzenden Kreuzkirche aufgenommen. Foto: Michael Bader (DML-BY)
  • Bis die Gäste den Markt durch den Schwingbogen betreten können, haben Stefan Heilig und sein Team viel zu tun. Foto: Michael Bader (DML-BY)
  • Kräne im Einsatz: Wenn der Baum kommt, beginnt die Aufbauphase. Foto: Michael Bader (DML-BY)
  • Die Striezelmarkttanne wiegt etwa sieben Tonnen. Foto: Michael Bader (DML-BY)

Dresdner StriezelmarktWie organisiert man einen Weihnachtsmarkt?

Bundesweit haben Weihnachtsmärkte ihre Pforten geöffnet. Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sorgen dafür, dass alles reibungslos funktioniert. Manchmal sind Tetris-Kenntnisse gefragt.

Stefan Heilig kommt gebürtig aus Dresden, schon als kleiner Junge war er auf dem Striezelmarkt. Die Kinderbackstube, der Märchenwald, das Puppentheater – mit all diesen Weihnachtsattraktionen ist er aufgewachsen. Nicht zu vergessen das historische Riesenrad, aus dessen Gondeln sich das bunte Markttreiben von oben bestaunen lässt. „Die Stimmung, der Lichterglanz und die Düfte versetzen mich in meine Kindheit zurück“, sagt Heilig. „Für viele, die herkommen, ist der Markt ein Identitätsort.“

Als Kind ahnte der 47-Jährige wohl nicht, wie viele Zahnräder ineinandergreifen müssen, damit der Markt reibungslos funktioniert. Heute ist es sein Job, die Zahnräder zu beaufsichtigen: Heilig arbeitet beim Amt für Wirtschaftsförderung in Dresden, als Abteilungsleiter für kommunale Märkte. „Der Striezelmarkt gelingt nur, weil alle Beteiligten eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten“, betont er. „Das ist immer wieder eine enorme Teamleistung.“

Die Stadt erwartet, dass in diesem Jahr bis zu zwei Millionen Menschen den Striezelmarkt besuchen, der zu den bekanntesten in Deutschland zählt. Grund dafür sind unter anderem der Dresdner Christstollen und die erzgebirgische Stufenpyramide, die es mit einer Höhe von 14,62 Metern sogar ins Guinnessbuch der Rekorde geschafft hat. Außerdem gibt es den Striezelmarkt bereits seit 1434, was ihn zum ältesten urkundlich bestätigten Weihnachtsmarkt in Deutschland macht.

Doch bis die Menschen über das Gelände flanieren, Leckereien genießen und sächsische Handwerkskunst bestaunen können, ist viel zu tun. „Wir arbeiten lange auf diesen Moment hin“, sagt Stefan Heilig. Grob lässt sich der Prozess in sechs Phasen gliedern, die sich zeitlich teilweise überschneiden.

Planungsphase: Was lässt sich verbessern?

Nach dem Striezelmarkt ist vor dem Striezelmarkt – diese Aussage wäre falsch. „Vor dem aktuellen Markt ist vor dem darauffolgenden Markt trifft es besser“, erklärt Heilig mit einem Augenzwinkern. Denn die Planung für das Folgejahr beginnt in der Regel schon im Herbst. Das ist unter anderem für die Akquise von neuen Händlerinnen und Händlern von großer Bedeutung. „Wir laden alle mit spannenden und vielversprechenden Ideen ein, sich direkt auf dem Striezelmarkt ein Bild zu machen“, berichtet der Abteilungsleiter. „So können wir Kontakte knüpfen und die Betroffenen ermutigen, sich um einen Platz zu bewerben.“

Auch in Hinblick auf den Weihnachtsbaum, der natürlich nicht fehlen darf, ist frühes Planen gefragt: Es ist nicht so, dass die Stadt auf einen großen Bestand zurückgreifen kann, der sich für den Markt eignet. Entsprechend halten die Verantwortlichen stets Augen und Ohren offen. „Der Baum muss in jedem Fall optisch was hermachen und stabil sein. Idealerweise ist er 23 Meter hoch.“

Stimmen die Laufwege? Bewährt sich die Anordnung der Hütten? Und wie kommt das Angebot bei den Menschen an? Unter anderem diese Fragen hat das Amt für Wirtschaftsförderung ständig im Blick, wenn der Markt geöffnet ist. Heilig: „Insgesamt ist alles schon sehr ausgefeilt, trotzdem stoßen wir immer wieder auf Dinge, die wir verbessern können.“

Alle Erkenntnisse sammelt die zuständige Abteilung in einer umfassenden Evaluation. Diese liegt bis Ende März vor, wenn die neue Ausschreibung erfolgt – und der geht ein umfassender Verwaltungsprozess voraus, zu dem juristische Prüfungen gehören. Auch diverse Ausschüsse der Stadtverwaltung und der Oberbürgermeister sind eingebunden.

Bewerbungsphase: Wer will dabei sein?

Nach der Ausschreibung können sich Händlerinnen und Händler um einen Platz bewerben. Dafür haben sie in der Regel zwischen sechs und acht Wochen Zeit. 2023 wurden 214 Plätze vergeben. Mehr geht nicht, denn auf dem Gelände darf es nicht zu voll werden. „Das wäre nicht im Sinne der Atmosphäre und Sicherheit.“

Entscheidungsphase: Wer bekommt den Zuschlag?

Wer einen der begehrten Plätze bekommt, entscheidet eine Jury mithilfe von klar definierten und objektiven Kriterien, betont Heilig. Ist die Unterkante der Hütte verdeckt, damit nichts darunterfallen kann? Soll mit echtem Tannengrün dekoriert werden? Und gibt es eine Idee, um die Zwischenräume zur nächsten Hütte ansprechend zu gestalten, damit keine unvorteilhaften Leerräume entstehen?

Dies sind einige Aspekte, auf die das Amt großen Wert legt. „Und dann fällt natürlich auch die Gestaltung der Hütte ins Gewicht“, sagt der Leiter der Abteilung für kommunale Märkte. „Es ist immer beeindruckend, zu sehen, wie viel Mühe die Bewerberinnen und Bewerber investieren. Im Endeffekt ist jede Hütte auf dem Striezelmarkt ein künstlerisches Unikat.“

Ihre Entscheidungen trifft die Jury in den Sommermonaten. Alle Händlerinnen und Händler, die einen der begehrten Plätze ergattern, bekommen spätestens Anfang August den Zulassungsbescheid. „Das gibt allen Beteiligten Planungssicherheit.“

Konzeptionsphase: Wie das Puzzle zusammensetzen?

Wenn Planungssicherheit besteht, beginnt die Verwaltung mit der Konzeption des Marktes. „Das ist sehr komplex, im Prinzip ist es ja so, als würde man eine kleine Stadt aufbauen“, erzählt der Abteilungsleiter. „Ich vergleiche das gerne mit Tetris oder einem Puzzle.“

In der Tat, die Planerinnen und Planer müssen sich viele Gedanken machen, sonst drohen böse Überraschungen. Sie legen die Positionen von Hütten und Ständen fest, versuchen dabei, auf Wünsche von Händlerinnen und Händler einzugehen. Tückisch: Hochfrequentierte Angebote dürfen nicht zu nahe beieinanderliegen, sonst werden Menschenansammlungen zu groß. Die drei historischen Fahrgeschäfte – Riesenrad, Etagenkarussell, Kindereisenbahn – brauchen ihren Platz, das gilt auch für die meterhohe Weihnachtspyramide im Zentrum des Marktes, das Weihnachtspostamt und die große Bühne, auf der Konzerte und Kulturveranstaltungen stattfinden. Aber ebenso für die Hütten von Marktaufsicht, Polizei und Rettungsdienst.

Doch es geht nicht nur um Standorte. Auch die Infrastruktur will wohlüberlegt sein: Angefangen über die Versorgung mit Strom, Wasser und Internet über die sanitären Anlagen bis hin zur Müllentsorgung. Und über allem steht nicht zuletzt die Sicherheit. Fluchtwege und Feuerwehrzufahrten sind ein Muss; außerdem Betonbarrieren, die verhindern, dass Fahrzeuge ungebremst auf das Gelände fahren können.

„Am Ende des Prozesses liegt uns eine umfassende technische Zeichnung vor, die alles berücksichtigt“, sagt Stefan Heilig.

Aufbauphase: Alles an Ort und Stelle?

In diesem Jahr haben Logistikexperten den Weihnachtsbaum am 4. November zum Altmarkt gebracht, mithilfe eines 40-Tonners mit spezieller Ladevorrichtung; die Äste sorgfältig abgebunden, damit sie nicht die Straße kehren. Beim Aufstellen kommen Kräne zum Einsatz. Die Ankunft des Baumes läutet den Aufbau ein, der nach einer ausgeklügelten Choreografie erfolgt: „Die genauen Positionen der Hütten und Stände zeichnen wir mit Kreidespray auf das Kopfsteinpflaster“, berichtet der Abteilungsleiter.

Und dann gilt es, den Markt Stück für Stück zusammenzusetzen, von innen nach außen – umgekehrt kämen die Materialien nicht mehr durch. Viel Zeit kostet die aufwendige Dekoration: Unzählige Lichterketten werden montiert, Tannengrün in Szene gesetzt, Weihnachtsfiguren nehmen auf den Dächern der Hütten ihren Platz ein.

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Zahlreiche Mitarbeitende der Stadt sind eingebunden, wenn es um die Abnahme geht: Hat das Wasser, das aus den Hähnen kommt, Trinkwasserqualität? Sind alle Starkstromanschlüsse sicher? Gibt es in allen Hütten Streugut, falls es plötzlich glatt wird? Dies sind nur einige der Fragen, die eine positive Antwort erfordern.

Marktphase: Die Lichter gehen an!

Und dann ist es so weit: Der Striezelmarkt öffnet traditionell am Mittwoch vor dem 1. Advent seine Pforten. Die Zeremonie beginnt in der Kreuzkirche, direkt neben dem Markt, mit einem ökumenischen Gottesdienst. Der Kreuzchor und die Kapellknaben singen. Draußen, auf der großen Bühne, folgt der Friedensruf, noch sind alle Lichter aus. „Das ist immer ein sehr besinnlicher Moment, ein Moment, um innezuhalten“, sagt Stefan Heilig.

Schließlich leuchten die unzähligen Glühlämpchen auf. An den Hütten, an den Girlanden, welche die vielen Gassen zieren, an den Fahrgeschäften. An der erzgebirgischen Pyramide, die sich nun dreht, am Weihnachtsbaum. Und dann beginnt das bunte Markttreiben – in diesem Jahr zum 589. Mal.

Text: Christoph Dierking