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Das Austauschprogramm der CESI bietet jungen Menschen Einblicke in die europäische Gewerkschaftsarbeit. Foto: Privat
Europäische Gewerkschaftsarbeit#WEP – so funktioniert das Austauschprogramm der CESI
Digitales Training, Praktikum vor Ort: Junge Menschen aus ganz Europa nehmen an dem Programm teil. Treffen mit Politprominenz sind nicht ausgeschlossen.
Hört man die dbb jugend eigentlich in Brüssel?
„Ja, laut und deutlich!“, sagt Daniel Richter, stellvertretender Sprecher der AG Europa der dbb jugend. Gemeinsam mit anderen jungen Gewerkschafter*innen, darunter der dbbj-Vorsitzende Matthäus Fandrejewski, hat er bei der CESI an dem Austauschprojekt #WEP – Exchange and development programme for future union leaders teilgenommen. Die aktuelle Runde endete im vergangenen Juni.
Die CESI – das Kürzel steht für Confédération Européene des Syndicats Indépendants – ist die Europäische Union der Unabhängigen Gewerkschaften, ein Dachverband, in dem auch der dbb Mitglied ist. Das Ziel: dafür sorgen, dass die Interessen der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Entscheidungen der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments nicht zu kurz kommen.
„Das ist natürlich auch im Interesse der Beschäftigten in Deutschland“, sagt Richter. „Vieles, was uns unmittelbar betrifft, wird auf europäischer Ebene entschieden. Umso wichtiger ist es, auch diesen Teil der Gewerkschaftsarbeit zu kennen“ – unter anderem deshalb habe er sich entschieden, an dem Austauschprogramm teilzunehmen.
Digitale Trainings und Praktika vor Ort
Die aktuelle Runde des Programms begann im Frühjahr 2023. Zunächst absolvierten die Teilnehmenden aus ganz Europa verschiedene Trainings per Videokonferenz. Im Fokus standen die Struktur der EU-Institutionen, Lobbyismus auf EU-Ebene und der Europäische Sozialdialog.
Die CESI ist bei der Europäischen Kommission als Sozialpartner anerkannt und nimmt entsprechend am Sozialdialog teil. Heißt: Sie tritt regelmäßig mit Kommissarinnen und Kommissaren sowie den Mitgliedern des Europarlaments in den Austausch.
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Herzstück des Programms sind jedoch nicht die digitalen Trainings, sondern ein Praktikum vor Ort. Dieses können die Teilnehmenden bei einer Mitgliedsorganisation absolvieren, oder im Büro der CESI in Brüssel. Daniel Richter entschied sich für Letzteres.
Der Austausch dauerte zwei Wochen, der junge Gewerkschafter war mittendrin. Mal teilte er sich das Büro mit Hendrik Meerkamp, Senior Policy Advisor bei der CESI, mal mit Marcella Migliori (Junior Policy Adviser). Was eigentlich alles passiert, bis ein Positionspapier steht? Wie die Beantragung von EU-Fördermitteln funktioniert? Unter anderem auf diese Fragen gaben die Mitarbeitenden des Büros Antworten. Außerdem nahm Richter an diversen Besprechungen und Veranstaltungen der Kommission teil, besuchte parlamentarische Frühstücke oder Veranstaltungen anderer Sozialpartner. „Es ist schon eine starke Erfahrung, wenn man all das, was man theoretisch in den Trainings lernt, in der Praxis selbst erlebt.“
Unerwartete Begegnung mit der Chefin
„Mein absolutes Highlight waren die letzten beiden Tage“, resümiert Daniel Richter. Grund: die Teilnahme am European Social Rights and Employment Forum. Auf der Veranstaltung sprach unter anderem Andrea Nahles, Vorsitzende der Bundesagentur für Arbeit – im Grunde Daniels Chefin, denn er ist in der Behörde beschäftigt.
Ein weiterer prominenter Gast, zu dem er Bezug hat: der Nobelpreisträger Chris Pissarides. Den Preis erhielt der Wirtschaftswissenschaftler für seine Forschung zum Mismatch auf Arbeitsmärkten. „Über dieses Thema habe ich Hausarbeiten geschrieben“, erzählt Richter und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ja, wer bei der Bundesagentur arbeitet, studiert häufig Arbeitsmarktmanagement …“
2025 geht die CESI mit dem Austauschprogramm in die zweite Runde gehen. Richter: „Ich kann es ohne Einschränkungen empfehlen! Bewerbt Euch!“
Weitere Infos gesucht? Die gibt’s direkt bei der CESI.