• Niklas ist Sozialarbeiter in Dortmund.
    Niklas ist Sozialarbeiter in Dortmund. Foto: Privat/Colourbox

Jobkompass: der SozialarbeiterScharnier zwischen Stadt und Sozialträgern

Niklas fördert die offene Kinder- und Jugendarbeit. Und das auf ganz unterschiedlichen Ebenen.

Jedes Jahr veranstaltet die Evangelische Kirche in Dortmund einen Dankeschön-Abend für alle ehrenamtlichen in der Jugendarbeit. Gemeinsam essen, gute Laune, das Erreichte feiern – das steht auf dem Programm. „Ich war auch eingeladen und wurde als der vorgestellt, an den man sich wendet, wenn man Geld braucht“, sagt Niklas. Gemeint war das mit einem Augenzwinkern, trotzdem sieht er sich prompt einer Gruppe Mädchen gegenüber, die insistiert: „Wir brauchen Ihre Unterschrift, dann bekommen wir Scribble…“ Niklas schmunzelt und unterschreibt.

Doch die Beschäftigung mit finanziellen Fragen, darunter kommunale Förderungen und Drittmittel, sind nur ein Teil des Jobs: Niklas Finzi ist ausgebildeter Sozialarbeiter und Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung offener Jugendarbeit in Dortmund (AGOT). Das ist ein Verein, dem Träger von Einrichtungen angehören, die Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Freizeitangebote machen. Niklas vernetzt die Träger untereinander, vertritt ihre Interessen bei der Stadt, organisiert Fortbildungen und kümmert sich, wenn es Probleme gibt. „Im Prinzip bin ich ein Bindeglied in alle Richtungen“, erklärt der 33-Jährige, der sich auch gewerkschaftlich beim Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) engagiert.

Ich merke, dass ich konkret etwas für die Fachkräfte und die jungen Menschen bewegen kann.

Niklas

Mit anderen Menschen zu arbeiten – das bereitet dem gebürtigen Dortmunder schon als Schüler viel Spaß. Bei der Evangelischen Jugend leitet er Aktivitäten mit Kindern, später auch mit anderen Jugendlichen. „Irgendwann habe ich angefangen, meine Erfahrungen weiterzugeben und andere Teamer*innen zu schulen. Da habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit mit denen, die wiederum mit den jungen Menschen arbeiten, auch viel Freude macht.“

Vom Hobby zum Beruf

Nach dem Abitur entscheidet sich Niklas, „etwas Vernünftiges“ zu lernen, wie er sagt, und beginnt ein Studium der Holzwirtschaft. Das soziale Engagement will er nebenher weiterführen, aber als Hobby. Doch schnell stellt er fest: Das vermeintlich vernünftige Studium ist in seinem Fall nicht vernünftig, es fühlt sich falsch an – er bricht ab, entschließt sich, sein Hobby zum Beruf zu machen und Soziale Arbeit zu studieren. „Für mich war das absolut die richtige Entscheidung!“

Nach einem Auslandspraktikum in Uganda und ersten beruflichen Erfahrungen im Projektmanagement entschließt sich der Sozialarbeiter den Master „Management in sozialwirtschaftlichen und diakonischen Organisationen“ an der Evangelischen Hochschule in Bochum draufzusatteln, um sich perspektivisch auch für Leitungspositionen zu qualifizieren. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Betriebswirtschaftslehre, Einrichtungsmanagement und Recht, außerdem Personalführung und Öffentlichkeitsarbeit. „Es war interdisziplinär und praxisnah ausgelegt“, resümiert Niklas. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Inhalte aus dem Studium ich eins zu eins im Job anwende.“

Ebenfalls noch zur Anwendung kommt das WG-Zimmer aus Studierendenzeiten: „Eigentlich wohne ich in Bonn, aber von Bochum aus lässt es sich besser nach Dortmund pendeln.“

Vom Studium in die Geschäftsführung

Niklas führt einen kleinen Verein, deshalb ist sein Berufsalltag sehr vielfältig. Buchhaltung, Kommunikation, inhaltliche Vorbereitung – alles, wofür es in großen Vereinen und Verbänden Personal gibt, erledigt er selbst.

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Hinzu kommt die Teilnahme an Fachgremien der Stadtverwaltung, nicht zuletzt hat der Sozialarbeiter stets ein offenes Ohr für die Träger, die er vertritt. Viel zu klären ist im Vorfeld von Schulferien. Dann gilt es, die vorhandenen Ressourcen so zu koordinieren, dass täglich und insbesondere auch vormittags Freizeitgebote stattfinden können. „Und neulich sind Träger auf mich zugekommen, weil das Thema Antisemitismus unter Jugendlichen zunimmt und das ihnen Sorgen macht. Ich bin gerade dabei, eine Fortbildung zu organisieren.“

Vor allem das sind Momente, die Niklas beruflich ausfüllen: „Ich merke, dass ich konkret etwas für die Fachkräfte und die jungen Menschen bewegen kann.“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Wie werde ich Sozialarbeiter*in?

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für den Studiengang „Soziale Arbeit“ ist die Allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife erforderlich. Einige Hochschulen lassen unter bestimmten Voraussetzungen auch Bewerber*innen zu, die eine fachlich passende Berufsausbildung gemacht haben.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Die Regelstudienzeit beträgt sechs bis sieben Semester (Bachelor). Abhängig vom Bundesland und der Hochschule folgt darauf eine Praxisphase für die staatliche Anerkennung, das sogenannte Anerkennungsjahr. In vielen Studiengängen ist die Praxisphase bereits in die Regelstudienzeit integriert.

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Im Fokus des Studiums stehen fachliche und methodische Kompetenzen der Sozialarbeit. Dazu gehören viele interdisziplinäre Grundlagen wie Psychologie, Pädagogik, Sozialwissenschaften, Betriebswirtschaftslehre, Case Management, Soziologie und Rechtswissenschaften. Meistens beinhaltet das Studium auch einen Forschungsanteil. Darüber hinaus erlernen die Studierenden Gesprächsführung und Beratungstechniken.

Wo findet die Ausbildung statt?

Wer Soziale Arbeit studieren möchte, hat die Wahl zwischen Fachhochschulen, Universitäten und Berufsakademien in ganz Deutschland. In welchem Bereich und bei welchem Träger die Studierenden ihre Praxisphasen beziehungsweise das Anerkennungsjahr absolvieren, können sie in der Regel selbst entscheiden.

Was verdiene ich?

Es ist schwierig, eine allgemeine Vergütung zu benennen, da diese stark vom Träger beziehungsweise dem Arbeitgebenden abhängt. Orientierung bietet der Tarifvertrag für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst (TvÖD SuE). Aus Sicht des Deutschen Berufsverbands für Soziale Arbeit (DBSH) sollten Sozialarbeitende nicht weniger erhalten, als dort festgelegt ist. Die Eingruppierung richtet sich nach der Tätigkeit.

Die aktuellen Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion. 

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Beratung, Bildung, Sozialmanagement – Sozialarbeitenden stehen zahlreiche Beschäftigungsfelder offen. Wer einen Master absolviert, kann promovieren und in die Forschung gehen. Außerdem besetzen viele soziale Einrichtungen Leitungspositionen mit Sozialarbeiter*innen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit (DBSH) informiert umfassend zu Studium, staatlicher Anerkennung und Praxissemestern. Weitere Informationen gibt es auch auf Instagram.