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Stimmt die Wasserqualität im Sylvensteinspeicher? Veronika ist Hygienekontrolleurin im bayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen und findet es heraus. Foto: Privat
Jobkompass: Die HygienekontrolleurinSaubere Sache: Kampf gegen Keime, Viren und Bakterien
Legionellen im Wasser? Hygienekontrolleur*innen sorgen dafür, dass das nicht passiert – und beraten, wenn es schon passiert ist. Doch zu ihren Aufgaben gehört noch viel mehr.
Plötzlich steht da jemand mit einem Senfglas. Statt Senf ist Wasser drin. „Ich habe die Probe gleich mitgebracht!“, sagt der Mann. Veronika Schuhmann schmunzelt. Denn so geht es natürlich nicht. Abhängig von der Probe – chemisch oder mikrobiologisch – sind bestimmte Gefäße erforderlich. In manchen Fällen muss die Probe umgehend gekühlt werden, sonst ist sie wertlos. „Die Entnahmen machen wir selbst oder ausgebildete Fachkräfte“, erklärt die Beamtin.
Veronika ist Hygienekontrolleurin im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, südlich von München. Ihr Arbeitsplatz ist das Gesundheitsamt. „Viele denken, dass ich Restaurants kontrolliere“, sagt die 32-Jährige. „Aber das macht die Lebensmittelüberwachung.“ Sobald es um Krankheitserreger und Wasserqualität geht, sind die Kompetenzen der Hygienekontrolleurin gefragt. Zu ihrem Aufgabenbereich gehört im Prinzip alles, was nichts mit Lebensmitteln zu tun hat – im Fokus stehen vor allem Krankenhäuser und Kindertagesstätten, aber auch Hallenbäder und Badeseen. Ihr wohl größter Einsatz bisher: die Corona-Pandemie.
Wunsch nach Weiterbildung führt in den Job
Bevor Veronika als Hygienekontrolleurin durchstartet, macht sie eine Ausbildung zur Hauswirtschaftsmeisterin. In dieser Rolle koordiniert sie unter anderem die Reinigung in Krankenhäusern und muss sich intensiv mit Krankheitserregern befassen. „Wenn man nichts sieht, ist alles sauber“ – nach diesem Motto hätten einige Reinigungskräfte gearbeitet. Dabei haben Viren, Pilze und Keime ganz unterschiedliche Übertragungswege, entsprechend sind auch unterschiedliche Desinfektionsmittel und Desinfektionstechniken erforderlich. „Sauber und hygienisch unbedenklich ist erst, wenn man auch das berücksichtigt.“
Veronika möchte sich weiterbilden. Zufällig erfährt sie, dass es in Gesundheitsämtern Hygienekontrolleur*innen gibt – „daraufhin habe ich mich beworben, es hat geklappt.“
2018 startet sie in den Vorbereitungsdienst, zwei Jahre später schließt sie ihn erfolgreich ab. Fortan ist sie viel im Landkreis unterwegs, etwa die Hälfte der Arbeitszeit. Sie überwacht die Qualität von Wasser, egal ob Trinkwasser oder Badewasser in Hallenbädern. Sie entscheidet, in welchem Umfang gechlort werden muss. Und sie ist Ansprechpartnerin, wenn in Kindergärten, Seniorenheimen oder auch auf Campingplätzen Krankheiten ausbrechen.
„Bei uns im Landkreis haben wir die Zuständigkeiten nach Gemeinden aufgeteilt“, berichtet die Hygienekontrolleurin. Deshalb landen auch alle Themen auf ihrem Schreibtisch, was den Job sehr abwechslungsreich macht. „Es gibt aber anderswo auch Kollegen, die sich spezialisieren, zum Beispiel auf Legionellen“ – dies sei in Großstädten oft der Fall.
Wenn das Oktoberfest Wasser braucht
Abhängig vom Arbeitsort ergeben sich weitere Einsatzgebiete: „Wer in München arbeitet, muss sich zum Beispiel um die mobile Wasserversorgung auf dem Oktoberfest kümmern“, berichtet Veronika. Stimmt mit den Schläuchen alles? Wurden alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen? Kurzum: Ist das Wasser, das in den Zeltküchen aus dem Hahn kommt, unbedenklich? Mit diesen Fragen setzen sich Gesundheitsämter in ganz Deutschland auseinander, sobald auf Volksfesten und Veranstaltungen eine Wasserversorgung aufgebaut wird. „Und wer am Flughafen arbeitet, muss sich um die Kontaktnachverfolgung kümmern, wenn eine Person an Bord eine meldepflichtige Krankheit hatte, beispielsweise Masern“, ergänzt die Beamtin.
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Kontaktnachverfolgung – mit diesem Stichwort verbinden viele Menschen die Corona-Pandemie. Für Veronika eine „dynamische Zeit“, wie sie sagt. Denn sie gehörte zu denen, die den Infektionsschutz umsetzen mussten. „Die Politik ist mit neuen Maßnahmen immer direkt in die Öffentlichkeit gegangen, das ausgearbeitete Gesetz hatten wir aber erst später vorliegen.“ Dieses Vorgehen habe in der Praxis oft zu Problemen geführt, weil die Bevölkerung Erwartungen und Fragen hatte, für die dem Gesundheitsamt noch die Handlungsgrundlage fehlte.
Wann die Hygienekontrolleurin aus Bayern nach der Arbeit mit einem guten Gefühl nach Hause geht? „Ich freue mich immer, wenn ich weiterhelfen konnte“, sagt sie. Oft melden sich Kindertagesstätten. Wenn Krankheiten kursieren, stellt Veronika Informationen für die Benachrichtigung der Eltern zusammen. Oder hat einen Tipp für das passende Desinfektionsmittel parat, um die Krankheit einzudämmen.
Text: Christoph Dierking
FAQ: Hygienekontrolleur*in werden
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?
Voraussetzung ist in der Regel ein mittlerer Schulabschluss oder ein Hauptschulabschluss in Verbindung mit einer abgeschlossenen förderlichen Ausbildung. Förderlich bedeutet: Die Ausbildung sollte Überschneidungen mit der angestrebten Tätigkeit in der Hygienekontrolle haben. Gute Karten hat, wer Erfahrungen aus dem Gesundheitswesen, der Wasserversorgung oder dem Sanitärbereich mitbringt.
Was für die Verbeamtung erforderlich ist, beantwortet #staatklar im FAQ zum Beamtenverhältnis.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Laut Bundeagentur für Arbeit unterscheidet sich die Ausbildungsdauer je nach Bundesland. In Bayern dauert sie beispielsweise zwei Jahre.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?
Ausbildungsinhalte sind Verwaltungsgrundlagen, Kommunikationstechniken, Infektionsschutz und Umwelthygiene. Außerdem stehen Praxisphasen und Praktika auf dem Lehrplan, unter anderem bei Wasserversorgern, Krankenhäusern und Hallenbädern. Die Ausbildungsinhalte sind nicht bundeseinheitlich geregelt.
Die Akademie für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL) in Bayern vermittelt in der Fachausbildung folgende Kenntnisse:
- 1. Modul (Grundlagen): Verwaltungshandeln, medizinische und biologische Grundlagen, Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Kommunikations- und Konfliktlösungstechniken
- 2. Modul (Infektionsschutz): Verhütung und Bekämpfung übertragbarer Krankheiten, Hygiene in medizinischen, öffentlichen und gewerblichen Einrichtungen, Infektionsepidemiologie
- 3. Modul (Umwelthygiene): umweltbezogener Gesundheitsschutz, Wasserhygiene, Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Gesundheit
Wo findet die Ausbildung statt?
Angehende Hygienekontrolleur*innen sind zunächst ohne Lehrgang beim Gesundheitsamt beschäftigt und lernen dort Verwaltungsabläufe und Tätigkeiten kennen.
Es folgen Praktika (im Labor, im Krankenhaus, in einem Hallenbad und bei einer Trinkwasserversorgeranlage) und die sechsmonatige fachtheoretische Ausbildung beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) beziehungsweise der Akademie für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (AGL).
Was verdiene ich?
Die Vergütung richtet sich nach dem Bundesland. Eine Rolle spielt auch, ob eine Verbeamtung erfolgt. Verbeamte Hygienekontrolleur*innen in Bayern werden in der Regel in die Besoldungsgruppe A6 eingruppiert.
Die aktuellen Besoldungstabellen für die Länder veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?
Wer in der Task-Force Infektiologie beschäftigt ist, kann von einer höheren Eingruppierung profitieren. Hygienekontrolleur*innen können als Team- oder Sachgebietsleitungen aufsteigen und in diesen Führungspositionen mehr Verantwortung übernehmen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Einen guten Überblick bieten jeweils die Bundesagentur für Arbeit, der Berufsverband Bayerischer Hygieneinspektoren (BVH) und die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen.
Detaillierte Information für Bayern finden sich in der Verordnung über den fachlichen Schwerpunkt Hygienekontrolldienst in der Fachlaufbahn Gesundheit.