Jobkompass: der ArbeitsvermittlerRessourcen aktivieren, Potenziale entfalten
Jens unterstützt Menschen dabei, ihren Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. Mitunter kommt Prominenz in die Agentur.
Fußball, Handball, Hockey – wenn es nicht mehr rund läuft, melden sich auch Sportlerinnen und Sportler arbeitssuchend, gerade in den unteren Ligen. „Plötzlich sitzt dein Idol vor dir am Schreibtisch, das ist natürlich ein spannender Moment“, sagt Jens. Um wen es sich handelte? Das unterliegt der Schweigepflicht. Ob es ein Autogramm gab? Nein, danach zu fragen, wäre in diesem Kontext unprofessionell gewesen. „Ich habe die Person wie alle anderen behandelt, da machen wir keinen Unterschied.“
Jens Käseberg ist Arbeitsvermittler bei der Arbeitsagentur in Leipzig. Seine Aufgabe ist es, Menschen bei der Jobsuche zu begleiten. Fragen zu klären, Ressourcen zu aktivieren, Möglichkeiten aufzuzeigen. Und das quer durch alle Branchen, aktuell vor allem mit Blick auf Bau, Sicherheit und Logistik. „Aber ich hatte auch schon Einzelhandel und Tourismus als Schwerpunkte“, erzählt der 24-Jährige. „Spezialisierungen ergeben Sinn, denn wir müssen immer genau wissen, was aktuell auf dem Arbeitsmarkt los ist. Nur so können wir die Kundinnen und Kunden bestmöglich unterstützen.“
Ich habe mit Leuten zu tun, die ich sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte.
Jens
Kundinnen und Kunden? Viele sehen die Arbeitsagentur als eine Behörde, die sie als Bürgerinnen und Bürger besuchen müssen, wenn sie arbeitslos werden. Doch die Arbeitsagentur ist eine Versicherung, wie andere Versicherungen auch – und da spricht man eben von Kundschaft, erklärt Jens. „Arbeitslosengeld ist eine freiwillige Leistung, es gibt keine Pflicht, sie in Anspruch zu nehmen. Wer ausreichend Rücklagen hat, kann theoretisch sein eigenes Ding machen.“
Kontakt mit Querschnitt der Gesellschaft
Nach dem Abitur, das er im sächsischen Wurzen macht, ist sich Jens unsicher, was er beruflich machen möchte. Jemand aus seiner Familie arbeitet für die Arbeitsagentur und macht ihn auf den dualen Studiengang „Arbeitsmarktmanagement“ aufmerksam. 2018 startet er in Dresden in die praktische Ausbildung, die Theorie findet am Hochschulstandort in Schwerin statt. „Ich fand es spannend, habe mich darauf eingelassen und muss sagen, dass es ein absoluter Glückstreffer war“, erzählt Jens. „Was mir Spaß macht, ist vor allem der soziale Aspekt im Job.“
Und der spielt im Alltag eine zentrale Rolle: Im Beratungsgespräch sind Empathie und Sensibilität gefragt, außerdem Offenheit und die Fähigkeit, sich auf Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und ihre Geschichten einzulassen – gerade das empfindet Jens als bereichernd. „Ich habe mit Leuten zu tun, die ich sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte.“ Eine weitere Eigenschaft, die wichtig ist: Organisiert sein, da alle Arbeitsvermittler*innen selbst für die Koordination ihrer Aufgaben und Termine verantwortlich sind.
Wie die Betreuung einer arbeitssuchenden Person aussehen kann? „Das ist sehr individuell“, sagt Jens. Doch formal gibt es Schritte, die sich immer wiederholen: Los geht es mit der Arbeitssuchend-Meldung. Wer weiß, dass er zu einem bestimmten Termin keinen Job mehr hat, sollte dies zeitig mitteilen – online oder persönlich vor Ort.
Neue berufliche Wege entdecken
„Unser Anspruch ist es, innerhalb von zwei Wochen ein Erstgespräch anzubieten“, erklärt der Arbeitsvermittler. Was hat die Person in der Vergangenheit gemacht? Was hat zur Arbeitslosigkeit geführt? Welche Wünsche und Perspektiven gibt es? Fragen wie diese stehen im Vordergrund.
Je nach Situationen leitet die Arbeitsagentur weitere Schritte in die Wege. Sie hat vielseitige Unterstützungsmöglichkeiten im Repertoire, unter anderem fördert sie die berufliche Weiterbildung oder unterstützt Selbstständige in Form eines Gründungszuschusses. Darüber hinaus kann die Agentur helfen, den optimalen Lebenslauf zu erstellen, neue berufliche Wege zu entdecken oder sich gezielt auf Vorstellungsgespräche vorzubereiten. Letztlich greifen auch Arbeitsvermittler*innen auf Unterstützung zurück und ziehen gegebenenfalls den ärztlichen Dienst zurate, um zu belegen, dass jemand seinen bisherigen Job nicht mehr ausüben kann. „In der Lagerlogistik zum Beispiel sind kaputte Knie und Rückenprobleme verbreitet“, berichtet Jens.
Mehr entdecken: TVöD, TV-L, TV-H – was Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst wissen müssen
Ob jemand einen neuen Job gefunden hat, das bekommt die Arbeitsvermittlung in der Regel nur indirekt als kurze Mitteilung in den Fachprogrammen mit. Aber es gibt hin und wieder auch direkte Rückmeldungen – vor allem, wenn es gelungen ist, Perspektiven und Möglichkeiten aufzuzeigen, von denen Arbeitssuchende selbst gar nichts wussten. Jens resümiert: „Das ist für mich eine schöne Bestätigung meiner Arbeit.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Wie werde ich Arbeitsvermittler*in?
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?
Für den dualen Studiengang „Arbeitsmarktmanagement“ ist die Fachhochschulreife oder ein vergleichbarer Schulabschluss erforderlich.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Das duale Studium dauert drei Jahre.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?
Schwerpunkte in der Ausbildung sind Rechtswissenschaften, Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie Kommunikationsstrategien.
Wo findet die Ausbildung statt?
Der praktische Teil findet bundesweit in den Arbeitsagenturen statt, der theoretische an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA), deren Standorte sich in Mannheim und Schwerin befinden.
Was verdiene ich?
Für Beschäftigte bei der Bundesagentur für Arbeit gibt es einen eigenen Tarifvertrag. Je niedriger die Zahl der Entgeltgruppe, desto höher das Entgelt – anders als bei anderen Entgelttabellen für den öffentlichen Dienst, wo es sich umgekehrt verhält.
Arbeitsvermittler*innen steigen in der Regel mit TE IV, Stufe 2 ein (TE steht für Tätigkeitsebene).
Die aktuellen Entgelttabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion (dbb).
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?
Wer den dualen Studiengang „Arbeitsmarktdienstleistungen“ abgeschlossen hat, kann jenseits der Arbeitsvermittlung noch in weiteren Bereichen der Arbeitsagentur tätig sein: unter anderem in der Berufsberatung, Leistungsbearbeitung beim Arbeitgeberservice oder auch im Jobcenter. Und wer die Karriereleiter emporklettern möchte, kann zum Beispiel eine Teamleitung übernehmen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Weitere Informationen bietet das Karriereportal der Bundesagentur für Arbeit, hier exemplarisch für den dualen Studiengang Arbeitsmarktmanagement.