• Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen sind Felix und Tom, die beiden Zollbeamten, die #staatklar begleitet hat. Sie stehen an Deck eines Containerschiffes.
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    Eigentlich heißen sie anders: Ihre wahre Identität möchten Felix (links) und Tom nicht preisgeben. Aus Sicherheitsgründen. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist, wie Felix den Streifenwagen steuert. Es ist nur sein Umriss zu erkennen.
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    Anfahrt zur Schiffskontrolle: Es geht quer über das Hafengelände. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen sind zwei Van-Carrier, die Container auf dem Hafengelände transportieren.
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    Van-Carrier im Einsatz: Die Fahrer sitzen etwa zehn Meter über dem Boden. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist Tom, wie er eine Stange Zigaretten begutachtet.
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    Im Zolllast lagert alles, was bei der Einfuhr nach Deutschland zollpflichtig wäre. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen sind die Kartons, in denen die Zigaretten-Stangen lagern.
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    Fünf Stangen ergeben 1.000, insgesamt sieben Reihen, macht 7.000 Zigaretten – lange aufhalten muss sich Tom mit dem Zählen nicht. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen sind die Schrauben am Zolllast, die eigentlich Nieten sein sollten.
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    Hier sollten sich eigentlich keine Schrauben, sondern Nieten befinden. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist die Aussicht von der Brücke über den Hamburger Hafen.
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    Auch die Brücke des Containerschiffes nimmt der Zoll unter die Lupe. Foto: cdi
  • Foto zum Thema "Mit dem Zoll im Hamburger Hafen": Zu sehen ist der Innenraum der Brücke des Container-Schiffes.
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    Von hier steuert der Kapitän das Container-Schiff über die Weltmeere. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist Tom, der mit einem Spiegel kontrolliert, ob jemand etwas in der Deckenverkleidung versteckt hat.
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    Mit einem Spiegel kontrolliert Tom, ob jemand etwas in der Deckenverkleidung versteckt hat. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist, wie Felix mit einem Akkuschrauber eine Ladeluke öffnet.
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    Für alle Fälle haben die Beamten einen Akkuschrauber dabei: Hier kommt er zum Einsatz, um eine Luke zum Laderaum zu öffnen. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist Felix, der an Deck des Containerschiffes über das Hafengelände schaut.
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    Baumaschinen, Obstkisten, Rettungsringe: Die organisierte Kriminalität denkt sich immer neue Verstecke aus, berichtet Felix. Der Zoll muss stets am Ball bleiben. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist Tom, wie er durch den Wallgang läuft.
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    Der Wallgang führt direkt an der Außenhaut einmal ums gesamte Schiff. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist Tom im Wallgang des Schiffes.
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    Spannend und vielfältig – so beschreibt Tom die Arbeit des Zolls im Hamburger Hafen. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist der Maschinenraum des Schiffes.
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    Die Herzkammer des Schiffes: der Maschinenraum. Foto: cdi
  • Foto zum Thema „Zoll Hamburger Hafen“: Zu sehen ist ein Hinweisschild zur Helmpflicht.
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    Im Außenbereich des Schiffes besteht Helmpflicht. Foto: cdi

Mit dem Zoll im Hamburger Hafen Wie zwei Beamte gegen den Rauschgiftschmuggel vorgehen

Für den Zoll gibt es im Hamburger Hafen viel zu tun. Die organisierte Kriminalität nutzt Deutschlands größten Seehafen als Drehkreuz. Vor allem der Kokainschmuggel alarmiert die Behörden.

Der Köhlbrand ist ein Seitenarm der Süderelbe, über ihn laufen Schiffe aus der ganzen Welt in den Hamburger Hafen ein. Und wer über den Landweg kommt, muss über die Köhlbrandbrücke fahren. Zumindest gilt das an diesem Dienstagmorgen für die beiden Kleinbusse des Zolls, die eben zur Schiffskontrolle aufgebrochen sind.

„Ich bin Tom, das war ich schon einmal, als das Fernsehen da war“, sagt der Zollamtsinspektor auf dem Beifahrersitz, der eigentlich anders heißt. „Wenn wir jetzt einen anderen Namen nehmen, sind die Leute verwirrt, die mich in der Sendung gesehen haben.“

Wie der ältere Kollege hinter dem Steuer heißen möchte? Felix? „Nein, das passt doch gar nicht zu seiner Generation“, unterbricht Tom und lacht. „Besser Karl-Heinz!“

Es bleibt bei Felix. Die Namensdebatte lässt schmunzeln, doch sie hat einen ernsten Hintergrund. Ihre wahre Identität möchten die beiden Beamten in der Öffentlichkeit nicht preisgeben. Aus Sicherheitsgründen. „Mittlerweile haben wir es weniger mit Zigarettenschmugglern zu tun, sondern mehr mit der organisierten Kriminalität“, berichtet Tom, der heute das Kontrollteam leitet.

Rückblick: Im September 2024 haben die Behörden 2,1 Tonnen Kokain sichergestellt, in einem Bananencontainer aus Südamerika. Marktwert: 100 Millionen Euro. Der Fund ist ein Ermittlungserfolg des Hafensicherheitszentrums, das erst drei Monate zuvor seine Arbeit aufgenommen hat. Es dient als Plattform, um Zoll, Polizei, Staatsanwaltschaft und Hafenbetreiber im Kampf gegen den Drogenschmuggel besser zu vernetzen.

Rekordfund: 35 Tonnen Kokain zwischen Obstkisten

2024 sollen Zoll und Polizei fünf Tonnen Kokain abgefangen haben – deutlich weniger als im Vorjahr. Das berichteten Medien zum Jahreswechsel. 2023 wurden mehr als 30 Tonnen sichergestellt. Das geht aus der Jahresstatistik des Hauptzollamts Hamburg hervor.

Doch Tatsache ist: Offizielle Zahlen für 2024 veröffentlichen die Behörden erst im Frühjahr. Und größere Funde geben sie oft erst verzögert bekannt. Teils, um bei Kriminellen keine Begehrlichkeiten auf eingelagerte Drogen zu wecken. Teils aus ermittlungstaktischen Gründen. Beispiel: Den Rekordfund von 35 Tonnen Kokain, das Ermittler 2023 im Hamburger Hafen zwischen Obstkisten entdeckt hatten, machte die zuständige Zentralstelle für Organisierte Kriminalität bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft erst im vergangenen Juni öffentlich. Marktwert: etwa 2,6 Milliarden Euro.

Diese Gemengelage führt bei den Kontrolleinheiten des Zolls zu erhöhter Wachsamkeit. Schutzweste, Reizstoffsprühgerät – umgangssprachlich: Pfefferspray – und Dienstwaffe gehören ohnehin zur Ausstattung. Mögliche Konfrontationen mit Kriminellen, bei denen sie zur Waffe greifen müssen, trainieren die Beamtinnen und Beamten regelmäßig.

Auch die Politik ist alarmiert: In einer als vertraulich eingestuften Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der CDU-Bundestagsfraktion heißt es, dass sich der Zoll auf eine „verschärfte Bedrohungslage“ einstellen müsse, die von der organisierten Drogenkriminalität ausgehe. Das berichtete tagesschau.de. Um besser im Kampf gegen den Rauschgifthandel gewappnet zu sein, soll der Hamburger Zoll zwei weitere mobile Röntgengeräte erhalten, mit denen sich Container schnell und effizient prüfen lassen. Bislang steht lediglich eine Röntgenanlage zur Verfügung.

Manchmal gibt‘s eine Eskorte zum Schiff

Die beiden Kleinbusse biegen rechts ab, Fenster runter, Felix nickt in Richtung Pförtner, dann öffnet sich die Schranke und gibt den Weg zum Containerterminal frei. „Auch wenn wir hoheitliche Rechte ausüben, sind wir hier zu Gast“, sagt Tom. Aber: Obwohl es sich um Privatgelände handelt, ist jeder Liegeplatz gleichzeitig der Amtsplatz des Hauptzollamts Hamburg.

Wer schmuggelt, will schnell auf die Ware zugreifen können.

Felix über Strategien der organisierten Kriminalität

Auf den Dächern der Einsatzfahrzeuge leuchten gelbe Warnblinker auf. Gesehen werden, das ist entscheidend, um Unfälle zu vermeiden. Manchmal eskortieren Spezialautos den Zoll. Sie sind mit antennenartigen Vorrichtungen ausgestattet, die in die Höhe ragen. Daran befestigte Fähnchen und Lampen erregen die Aufmerksamkeit der Van-Carrier-Fahrer, die etwa zehn Meter über dem Boden sitzen.

Van-Carrier sind die Maschinen für die Container-Logistik im Terminal. Bei Star-Wars-Fans können sie durchaus Assoziationen zum imperialen AT-AT-Walker wecken. Allerdings stampfen sie nicht, sondern fahren auf Rädern. Sie haben keinen Kopf, sondern lediglich kleine Fahrerkabinen. Und sie schießen nicht, sondern transportieren und stapeln Container wie Bauklötze. Immer drei übereinander in langen Reihen, die lediglich schmale Gassen trennen. Wenn LKW die Container holen, bauen die Van-Carrier die Formation wieder ab – ein Vorgang, der sich unzählige Male wiederholt. Allein 2024 war der Hamburger Hafen Umschlagort von 7,8 Millionen Standard-Containern.

Gangway soll stets unter Aufsicht stehen

Die Kleinbusse halten am Kai, Tom und Felix steigen aus, nehmen noch zwei Rucksäcke und Sicherheitshelme mit. Prompt schreiten sieben Beamtinnen und Beamte an der Hafenmauer entlang, anschließend die schmale Gangway hinauf zum Containerschiff, wo aus dem Schreiten eher ein konzentriertes Balancieren wird. Alle senken ihre Blicke auf die schmalen Stufen. Hier das Gleichgewicht zu verlieren, würde schmerzhaft enden. Oben empfängt der Watchman den Zoll. Tom meldet sein Team an.

„Die Gangway muss immer unter Aufsicht stehen, 24 Stunden am Tag, damit niemand unbefugt aufs Schiff kommt“, erklärt Felix. „Wenn wir keinen Watchman antreffen, gibt’s Ärger“ – in diesem Fall handelt es sich um eine Watchwoman. Sie verständigt einen Offizier, der die Schiffskontrolleure zum Kapitän bringt. An Bord mischt sich Dieselgeruch unter die ansonsten frische Brise an der Elbe.

Die Uniform ist auf Frachtschiffen eher ein Auslaufmodell, nur wenige Kapitäne tragen sie. Auch in diesem Fall empfängt der wichtigste Mann an Bord den Zoll in dunkler Jeans und hellgrauem Sweatshirt. Kurze Begrüßung, die Sprache auf See ist Englisch. Tom fordert freundlich, aber bestimmt die Liste mit den Gütern an, deren Einfuhr nach Deutschland zollpflichtig wäre. Eine Standardprozedur, die Crew ist gesetzlich zum Mitwirken verpflichtet.

„Unsere Hauptaufgabe ist immer noch fiskalischer Natur“, erklärt der Beamte. „Zunächst kontrolliert der Zoll, ob Abgaben und Steuern korrekt abgeführt werden. Und dann unterbindet er gegebenenfalls die Einfuhr von Gütern, für die Beschränkungen und Verbote gelten.“ Etwa von gefälschter Markenkleidung, geschützten Tieren und Waffen. Oder eben Rauschgift.

Der Kapitän legt die Liste vor. Kaffee, Spirituosen, Zigaretten – alle Mengen, die sich offiziell auf dem Schiff befinden sollen, sind aufgeführt, darunter 7.000 Zigaretten. Hinter manchen Gütern steht der Vermerk „NIL“. „Mit dem Fluss hat das nichts zu tun, es handelt sich um das Kürzel für Not in List“, erläutert Tom. Heißt: offiziell nicht an Bord. Die gemeldeten Güter muss die Crew im sogenannten Zolllast, einem separaten, verschlossenen Raum aufbewahren, solange sich das Schiff nicht in internationalen Gewässern aufhält. Und das überprüft der Einsatzleiter als Nächstes. Stimmen die Angaben auf der Liste mit den tatsächlich vorhandenen Waren überein? Oder fehlt etwas?

Schrauben am Schloss sind tabu

An der Tür zur Zolllast gibt es etwas zu beanstanden. Das Schloss ist verschraubt. Wer etwas mitgehen lassen will, könnte es einfach abschrauben, die Tür öffnen und das Schloss wieder anschrauben, ohne dass jemand etwas mitbekommt. Deshalb ist die Montage mit Nieten vorgeschrieben. „Dann wären im Fall der Fälle Spuren sichtbar“, sagt der Beamte und fordert den Offizier auf, den Fehler zu beheben. „Wir wollen ja nicht, dass Alkohol und Zigaretten im Hafen Beine bekommen!“

Im Lager selbst ist alles in Ordnung. Ein routinierter Blick in die Kisten mit den Zigaretten, 200 Stück pro Stange. „Fünf Stangen ergeben 1.000, insgesamt sieben Reihen, macht 7.000 Zigaretten. Passt!“

Nun beginnt die eigentliche Schiffskontrolle. Die Beamtinnen und Beamten schwärmen aus. Ist Schmuggelgut auf dem Containerschiff, das zuletzt in einem polnischen Hafen war? Womöglich Rauschgift? In den schmalen Fluren öffnen die Kontrolleure stichprobenartig Klappen und Schränke. In der Kombüse werfen sie einen Blick in den Kühlraum. Zwischenruf von Felix: „Heute gibt es Ente mit Orangensauce!“ Und auf der Brücke schauen sie mit einem Spiegel hinter die Deckenverkleidung. Von hier oben wirken selbst die gigantischen Van-Carrier klein, die auf dem Hafengelände ihre Runden ziehen.

„Für die Motivation unserer Leute ist es gut, wenn wir etwas finden“, sagt Felix, während er seinen Blick über den Außenbereich des Schiffes schweifen lässt. „Die organisierte Kriminalität passt ihre Strategien immer wieder an. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel.“

Verstecke in sämtlichen Variationen

Der erfahrene Beamte hat in seinen Dienstjahren schon einiges erlebt. Drogen in Belüftungsanlagen von Containern. Eine Zeit lang waren Baumaschinen ein populäres Versteck. Und auch in Rettungsringen hat er schon etwas gefunden.

„Wer schmuggelt, will schnell auf die Ware zugreifen können“ – deshalb gehen viele Kriminelle nach dem folgenden Prinzip vor: Containertür auf, Sporttasche mit dem Rauschgift rein, Containertür zu. Sporttaschen fallen auf dem Hafengelände kaum auf. Fast alle Seeleute, die abmustern, tragen eine über den Schultern, berichtet Felix. Abmustern – so nennt man es im Hafen, wenn Schiffspersonal von Bord geht und den Dienst beendet.

Von der Brücke nehmen die Beamten die Treppe zu den Ladenräumen, hinunter ins Schiffsinnere. Eigentlich wollten Tom und Felix den Ankerkasten prüfen. Doch an der riesigen Klappe, die mit Muttern befestigt ist, sind keine Schraubspuren zu sehen. Schlussfolgerung: Hier etwas zu finden, ist nahezu ausgeschlossen. Der Kasten wurde noch nie geöffnet.

Die Luke zum Laderaum im Boden hingegen schon, im Lack sind deutliche Schraubspuren zu erkennen. Felix nimmt den Akkuschrauber aus dem Rucksack, setzt an und löst die Muttern. Bis auf vier, die er lediglich lockert. Dann packen die Beamten die Griffe der Luke und ziehen sie vorsichtig ein Stück nach oben. Nichts passiert. Erst jetzt schraubt Felix die letzten vier Muttern vollständig ab. „Das ist eine Sicherheitsvorkehrung. Wenn Druck auf dem Kessel ist, aus welchem Grund auch immer, fliegt uns die Luke nicht sofort um die Ohren.“

Tom hat den Gasometer im Blick, die Werte sind unauffällig. Sobald der Sauerstoffgehalt in der Luft abfällt oder explosive Stoffe in der Luft liegen, würde es Alarm schlagen. Mit einer Taschenlampe leuchtet der Zollamtsinspektor in den Laderaum. Dort herrscht, abgesehen vom Lichtstrahl und der Dunkelheit, Leere.

Organisierte Kriminalität infiltriert Hafen

Mitglieder der organisierten Kriminalität lassen sich selten blicken, sie wollen nicht auffallen und agieren meist im Hintergrund. Doch der Zoll geht davon aus, dass die Drogenbanden in weiten Teilen des Hafens Augen und Ohren haben.

Ich habe sofort meine Dienstwaffe gezogen, um vor die Lage zu kommen. Es war vollkommen unklar, wie der Mann reagieren würde und ob er selbst noch eine Waffe trägt.

Tom über einen Einsatz, bei dem er seine Dienstwaffe ziehen musste.

Einmal, Tom ist gerade mit Kollegen zu Fuß auf dem Hafengelände unterwegs, lässt der Fahrer eines Van-Carriers plötzlich das Gas aufheulen. „Er muss meinen Kollegen gesehen haben“, unterstreicht der Beamte. War es trotzdem ein Versehen? Ein blöder Scherz? Oder ein Einschüchterungsversuch? Das ist unklar. „Jedenfalls habe ich mir die Nummer notiert und es gab eine Ansage beim Hafenbetreiber.“

Situationen, in denen er seine Dienstwaffe ziehen musste, hat der 44-Jährige bei einer Schiffskontrolle noch nicht erlebt. Dafür im Straßenverkehr. Die sogenannte polizeiliche Eilzuständigkeit regelt, dass auch die bewaffneten Kräfte des Zolls tätig werden, wenn sich vor ihren Augen Straftaten ereignen oder Gefahren entstehen. Das ist mittlerweile in allen 16 Bundesländern so.

Im konkreten Fall war ein PKW innerorts mit 90 Sachen unterwegs. „Den haben wir angehalten“, erzählt der Zollamtsinspektor. Womit er und sein Kollege nicht gerechnet haben: Bei der Kontrolle des Kofferraums finden sie ein G36-Sturmgewehr. Sorgfältig auf einer Decke drapiert. „Ich habe sofort meine Dienstwaffe gezogen, um vor die Lage zu kommen. Es war vollkommen unklar, wie der Mann reagieren würde und ob er selbst noch eine Waffe trägt.“

Der Mann muss sich auf den Boden legen, die Beamten fixieren und durchsuchen ihn. Die Polizei ist schnell vor Ort und übernimmt den Fall. Schließlich stellt sich heraus, dass es sich bei dem Gewehr um eine Attrappe handelt.

Werkstatt mit Vollausstattung an Bord

Klonk. Im Wallgang, der sich direkt an der Außenhaut einmal ums gesamte Schiff erstreckt, stößt sich Tom den Kopf an einem der vielen Rohre. Deshalb ist der Helm an Bord ein Muss. Die Beamten tragen einen roten Spezialhelm mit Kopflicht und Gehörschutz – umgangssprachlich: mit „Mickey-Mäusen“. Die sind vor allem im Maschinenraum nützlich, wo es selbst dröhnt, wenn das Schiff im Hafen liegt. Auch hier schaut der Zoll nach Schmuggelware. In herumstehenden Kisten, in Werkzeugschubladen, im Ersatzteillager. „Es ist alles an Bord, was man auf hoher See für Reparaturen brauchen könnte“, berichtet Felix. „Man kann mitten auf dem Atlantik ja nicht mal eben losgehen und Ersatzteile besorgen.“

Mehr entdecken: Fünf Forderungen für einen besseren Zoll

Der Maschinenraum ist der letzte Ort, den die Beamten kontrollieren. Heute werden sie nicht fündig. Kurze Verabschiedung beim Kapitän, dann geht es wieder die schmale Gangway hinunter, zurück zu den Einsatzfahrzeugen.

Im Büro dokumentieren Tom und Felix, wo und was sie kontrolliert haben. Auch, wenn mit dem Job ein gewisses Risiko einhergeht, schätzen die Beamten ihr Einsatzgebiet am Hamburger Hafen. „Wir wissen morgens nie, was uns erwartet“, resümiert der Einsatzleiter. „Das macht den Alltag unfassbar spannend und vielfältig.“

Text: Christoph Dierking