Jobkompass: der FeuerwehrmannHeld der eigenen Kindheit
Brände löschen, Verletzte versorgen, kurzum: Menschen helfen. Das sind die klassischen Aufgaben der Feuerwehr. Manchmal geraten auch die Rettungskräfte in Extremsituationen.
Schon bei der Anfahrt sieht Lucas, wie in der Ferne eine Rauchsäule aufsteigt. Vor Ort ist die Wärmestrahlung bis auf die Straße zu spüren. Im ersten Obergeschoss steht jemand am Fenster, auf dem Dach drei weitere Personen. Jetzt bloß keine Zeit verlieren. Lucas ist Teil des Angriffstrupps, mit seinen Kollegen eilt er ins brennende Gebäude, das Treppengeländer im Flur bereits geschmolzen. Wegen der starken Hitze platzt der Schlauch.
„Und dann kam auch noch die Meldung, dass die Drehleiter Probleme macht“, erinnert sich der Feuerwehrmann. Alles leuchtet hellorange, die Retter schaffen es ins erste Obergeschoss, reichen der Person am Fenster eine Haube, die vor Rauchgasen schützt. Dann nichts wie raus.
Trotz aller Dramatik geht der Einsatz, der sich im Herbst 2018 zugetragen hat, relativ glimpflich aus. Die Feuerwehr konnte alle vier Menschenleben retten, nur eine Person hatte leichte Verbrennungen am Unterarm, berichtet Lucas Schmidt. Der 30-Jährige ist Brandmeister auf einer Feuerwehrwache in Duisburg. Den Moment, wenn er heute zu Einsätzen fährt, vergleicht er mit einem Gefühl aus seiner Kindheit. Mit dem Gefühl, das er empfand, wenn er Superhelden im Fernsehen sah, die zu ihren Missionen aufbrechen. „Die Faszination für den Job ist mir nie abhandengekommen. Wenn man so will, sind wir bei der Feuerwehr alle ein bisschen Kind geblieben.“
Erst Kontrolle, dann Frühstück
In Deutschland fällt die Feuerwehr unter die Zuständigkeit der Städte und Kommunen. Anders als Ehrenamtliche bei der Freiwilligen Feuerwehr sind Beschäftigte bei der Berufsfeuerwehr verbeamtet. Vielerorts müssen Anwärterinnen und Anwärter eine abgeschlossene, handwerkliche Ausbildung nachweisen. Deshalb macht Lucas nach dem Abitur eine Lehre zum Schreiner. „Ich habe überlegt, was mir Spaß machen könnte, und womit ich auch privat etwas anfangen kann“, erzählt er. „Aber unterm Strich war die Lehre für mich das Mittel zum Zweck, um zur Feuerwehr zu kommen.“
Inzwischen gehört die handwerkliche Ausbildung in Duisburg nicht mehr zu den Zugangsvoraussetzungen. Welche Charaktereigenschaften besonders gefragt sind? „Teamfähigkeit ist das Allerwichtigste“, betont der Brandmeister. Weiterhin seien Empathie, psychische Belastbarkeit und technisches Interesse von großer Bedeutung.
24 Stunden Dienst, 24 Stunden frei, 24 Stunden Dienst, dann fünf Tage frei – in diesem Takt arbeiten Feuerwehrleute in Duisburg. Die erste Amtshandlung, jeweils morgens um 8 Uhr: kontrollieren, ob die Technik funktioniert und damit die Einsatzbereitschaft sicherstellen. Alle Fahrzeuge werden auf den Hof gefahren, die Drehleiter durchbewegt, die Pumpe ausprobiert. Wenn etwas nicht funktioniert, muss die Reparatur unmittelbar folgen – noch vor dem gemeinsamen Frühstück. „Es ist bei Weitem nicht so, dass wir uns danach ins Bett legen und auf den ersten Einsatz warten“, erzählt Lucas und lacht. Auf der Wache gibt es viel zu tun: Ölstände prüfen. Tanken. Die Halle reinigen. Sport treiben, um die körperliche Fitness aufrechtzuerhalten. Die Lager in den Rettungswägen nachfüllen.
Mit der Eisenstange auf dem Dach
Apropos Rettungswägen: Feuerwehrleute sind oft auch ausgebildete Notfallsanitäter und kümmern sich nicht nur um Brände, sondern auch um medizinische Notfälle. So ist es auch in der Stadt an der Mündung der Ruhr. „Ich würde sagen, dass wir fast jeden Monat Einsätze fahren, die wir nie vergessen werden“, berichtet Lucas.
Einmal ist er mit einem Kollegen in einem Mehrfamilienhaus gewesen, die Lage vollkommen unklar. Niemand wusste, wo sich der Mann befand, der den Rettungsdienst gerufen hatte. Schließlich entdeckten ihn die Retter auf dem Dach. Mit nacktem Oberkörper, in der Hand eine Eisenstange, mit der er auf den Giebel einschlug. Er sagte, dass er nur herunterkommt, wenn die Polizei ihn bittet. Und auch nur, wenn sie mit Blaulicht kommt. Dieser Aufforderung kamen die Notfallsanitäter nach. Dann konnten sie den Mann – tatsächlich ohne Zwischenfälle – in eine psychiatrische Klinik bringen. Lucas: „Das mag jetzt skurril und lustig klingen, aber man darf nicht vergessen, dass die Betroffenen schwer krank sind und dringend unsere Hilfe brauchen.“
Mehr entdecken: FAQ – Basics rund um Beamtenverhältnis, Besoldung und Laufbahn
Wie der gebürtige Duisburger mit belastenden Situationen klarkommt? „Ich hatte persönlich bisher nichts, wo ich sage, das hat mich total fertig gemacht“ – er versuche, die Menschen nüchtern als etwas zu betrachten, womit er arbeitet. Professionelle Distanz sei essenziell. „Als Schreiner habe ich Stühle repariert, als Sanitäter repariere ich Menschen.“
Der Umgang mit Angehörigen von Verstorbenen ist hingegen etwas, was er als sehr fordernd empfindet. Grundsätzlich hilft es, Einsätze noch einmal im Team aufzuarbeiten und zu besprechen. Und im Extremfall steht bei der Feuerwehr jederzeit ein psychologischer Dienst zur Verfügung. „Klar, manchmal sind wir mit schwierigen Situationen konfrontiert“, resümiert Lucas. „Trotzdem gibt es für mich keinen spannenderen und vielfältigeren Beruf. Ich lebe meinen Kindheitstraum.“
Text: Christoph Dierking
FAQ: Wie werde ich Feuerwehrmann / Feuerwehrfrau?
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?
Die Zugangsvoraussetzungen können sich je nach Stadt und Kommune unterscheiden. In der Regel ist ein Hauptschulabschluss erforderlich, außerdem eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Bereich, der für die Feuerwehr förderlich ist. Zentral ist vor allem auch die gesundheitliche Eignung, darunter die Atemschutztauglichkeit. Gegebenenfalls gelten Altersgrenzen, manchmal gehören auch der Führerschein der Klasse B und das deutsche Schwimmabzeichen in Bronze zu den Zugangsvoraussetzungen. Nicht zuletzt sind die Voraussetzungen für die Verbeamtung zu erfüllen.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Ausbildung dauert in der Regel 18 Monate.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?
Das Löschen von Bränden, der Umgang mit sämtlichen Geräten, Fahrzeugkunde und Einsatzlehre, darüber hinaus der Lkw-Führerschein CE, Baukunde, Strahlenschutz und Wärmelehre – all das gehört zu den Ausbildungsinhalten. Hinzu kommt in der Regel eine Ausbildung im Rettungsdienst und im Rettungsschwimmen.
Wo findet die Ausbildung statt?
Oft gibt es sogenannte Feuerwehrschulen, die an Wachen angegliedert sind. Dort findet die Grundausbildung statt. Weitere Unterrichtseinheiten absolvieren die Anwärter*innen in der Berufsschule, außerdem Praktika auf dem Rettungswagen und im Krankenhaus.
Was verdiene ich?
Feuerwehrleute im mittleren Dienst mit dem Dienstgrad „Brandmeister“ beziehungsweise „Brandmeisterin“ steigen in der Regel mit einer A7-Besoldung ein.
Die aktuellen Besoldungstabellen veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?
Wer die Karriereleiter aufsteigen möchte, kann als Oberbrandmeister Verantwortung übernehmen und einen Trupp führen. Hauptbrandmeister*innen übernehmen Aufgaben in der Ausbildung.
Der gehobene Dienst geht bei der Feuerwehr mit Bürotätigkeiten einher, darunter Qualitätsmanagement und Sachgebietsleitungen. Zudem erfolgt die übergeordnete Einsatzkoordination vor Ort in der Regel durch Beschäftigte im gehobenen Dienst.
Jede Stadt und jede Kommune muss eine leistungsstarke Feuerwehr haben, die den Gegebenheiten vor Ort gerecht wird. Daraus ergibt sich die Option, in einem Bereich zu arbeiten, der den eigenen Interessen entspricht. In Duisburg etwa verrichtet eine Taucherstaffel 24-Stunden-Dienste, darüber hinaus ein Bauzug, der auf Notlagen im Tiefbau spezialisiert ist, ein Gefahrgutzug und ein Feuerlöschboot. Außerdem stellt die Feuerwehr Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter, die im Rettungshubschrauber mitfliegen.
Wo finde ich weitere Informationen?
Informationen zur Feuerwehrausbildung vor Ort finden sich auf den Websites von Städten, Landkreisen und Gemeinden, die in manchen Fällen eigene Karriereseiten eingerichtet haben. Hier exemplarisch für die Stadt Duisburg.