• Keine Forstwirte, keine Holzernte: Bundesweit fehlt Personal in den Wäldern.
    Keine Forstwirte, keine Holzernte: Bundesweit fehlt Personal in den Wäldern. Foto: Brenner

PersonalmangelForstwirtschaft: Gewerkschaft fordert 10.000 neue Stellen

Es kommt vor, dass Beschäftigte ihre Motorsägen selbst beschaffen und mit dem eigenen PKW in den Wald fahren müssen. Doch es gibt noch weitere Baustellen.

„Wir gehen davon aus, dass es einen breiten gesellschaftlichen Konsens gibt, unsere Wälder so zu gestalten, dass sie künftige Risiken wie Stürme, Dürre und Kalamitäten besser abpuffern können als heute“, sagt Dirk Schäfer, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF). „Das sind wir im Rahmen des Nachhaltigkeitsprinzips auch folgenden Generationen schuldig.“

Schadflächen wiederbeleben, Mischwälder aufforsten, den Anteil von Laubbäumen erhöhen: Um alle Zukunftsaufgaben bewältigen zu können, braucht es mehr Personal. Der BDF fordert 10.000 zusätzliche Stellen bundesweit. Aktuellen Schätzungen zufolge sind etwa zehn Prozent der Planstellen unbesetzt. Gefragt sind unter anderem Forstwirtinnen, Ranger, Förster, Biologinnen, außerdem IT- und Naturspezialisten. Seit 1990 haben die Bundesländer 60 Prozent des Forstpersonals abgebaut, bei ganz unterschiedlichen Ausgangsbedingungen. Das geht aus Erhebungen des BDF hervor.

Weniger Hierarchie, mehr Beteiligung

Schäfer betont, dass die Politik mehr unternehmen muss, um Forstberufe attraktiver zu gestalten, damit sich mehr junge Menschen für sie begeistern. Weniger Hierarchie, dafür mehr Beteiligung der Mitarbeitenden, mehr flexible Arbeitszeitgestaltung und mehr lebenslanges Lernen, das sei besonders wichtig. Hinzu kommt: „Eine bessere Bezahlung ist gerade in den unteren Lohnbereichen und Lohnstufen dringend nötig.“

Was wir jetzt brauchen, ist eine nachhaltige Strategie, um Nachwuchskräfte langfristig zu binden.

Philipp Schlichting, Vorsitzender der BDF-Jugend

Philipp Schlichting, seit November 2024 Bundesjugendleiter des BDF, sieht das ganz ähnlich: „Als ich in die Ausbildung zum Forstwirt gestartet bin, musste man seine Motorsäge noch selbst kaufen“ – das Land Brandenburg hat im Jahr 2023 damit begonnen, die Geräte anzuschaffen; zuvor gab es einen Zuschuss. Langsam bessert sich die Situation. „Ich hoffe, dass andere Bundesländer schnell nachziehen, wir brauchen einheitliche Standards in der Ausstattung.“

Ebenfalls ein Dorn im Auge: „Viele Kolleginnen und Kollegen sind mit dem Privat-PKW unterwegs, das wird gerne als selbstverständlich hingenommen“, kritisiert Schlichting. „Attraktive Arbeitsbedingungen sehen anders aus. Was wir jetzt brauchen, ist eine nachhaltige Strategie, um Nachwuchskräfte langfristig zu binden“ – dazu gehören etwa attraktive Fortbildungen im Job. „Die junge Generation will nicht auf der Stelle stehen, sondern sich weiterentwickeln!“

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Der BDF zählt bundesweit 10.000 Mitglieder und gliedert sich in 13 Landesverbände sowie den Verband der Bundesforstbediensteten. Die Gewerkschaft besteht seit 1949 und ist Mitglied in der Union Europäischer Forstleute (UEF) und im Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR).

Redaktion: Christoph Dierking