Jobkompass: Der ForstwirtDen Wald für den Klimawandel wappnen
Der Wald ist für den Klimaschutz von zentraler Bedeutung, weil er der Atmosphäre CO₂ entzieht. Aber das kann er nur, wenn er gesund ist.
Herausfordernde Zeiten für die Forstwirtschaft: Der Klimawandel macht dem Wald zu schaffen. Bäume müssen höheren Temperaturen trotzen, mit den Hitzewellen steigt die Waldbrandgefahr, vielerorts sinkt der Grundwasserspiegel. Hinzu kommen Fehler aus der Vergangenheit: „Aktuell haben wir zu viele Monokulturen“, sagt Philipp. „Schädlinge, wie beispielsweise der Borkenkäfer, haben ein leichtes Spiel.“
Philipp Schlichting macht eine Ausbildung zum Forstwirt, aktuell ist er im dritten Lehrjahr, sein Arbeitsort ist der Wald im brandenburgischen Zehdenick. Er gehört der Generation an, die sich in den kommenden Jahrzehnten verstärkt mit den Folgen des Klimawandels befassen muss. „Wir müssen jetzt die Bäume pflanzen, die auch in 100 Jahren noch mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen“, berichtet der 26-Jährige, der in Wandlitz aufgewachsen ist, nördlich von Berlin. „Das ist so gesehen ein großes Experiment, weil wir nicht sicher wissen, was uns in Zukunft erwartet.“
Tausch: Büro gegen Wald
Der Wald und die Natur waren schon immer seine Leidenschaft – dennoch studiert Philipp nach dem Abitur zunächst einige Semester Maschinenbau. Parallel schließt er eine Ausbildung zum Industriemechaniker ab. „Als Werkstudent habe ich viel im Büro gearbeitet, im Prinzip wäre das auch nach dem Studium mein Alltag gewesen“, erzählt er. „Ich dachte mir, dass es das nicht gewesen sein kann.“ Schließlich fällt er die Entscheidung: Als die Zusage für die Ausbildung zum Forstwirt kommt, bricht er ab. „Diesen Schritt habe ich bis heute nicht bereut.“
Die Bereitschaft, bei allen Wetterverhältnissen draußen zu arbeiten, Naturverbundenheit und technisches Verständnis, um Geräte und Maschinen zu bedienen – das sind wichtige Voraussetzungen im Job. „Forstwirte sind quasi dauerhaft im Außendienst“, sagt Philipp. „Sie setzen das um, was die Forstbehörden planen.“ Heißt: Neue Bäume pflanzen. Bäume fällen, die Revierförster*innen markiert haben, Stämme zerkleinern, stapeln und für den Abtransport vorbereiten. Hinzu kommen verschiedene Pflegearbeiten.
Unter einem Hut: Nutzen und Naturschutz
Warum ein Wald Pflege braucht und man ihn nicht einfach sich selbst überlassen kann? „Ziel ist, einen qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Wald zu fördern“, erklärt der angehende Forstwirt. Entsprechend werden genetisch schlecht veranlagte Bäume entfernt, die genetisch gut veranlagte stören und beschatten. So lässt sich hochwertiges Holz für wirtschaftliche Zwecke gewinnen. Doch inzwischen bleiben auch immer mehr tote Bäume stehen: Denn sie sind als Biotopholz wertvoller Lebensraum für Spechte, Fledermäuse und Insekten. „Wir wollen die Nutzfunktion des Waldes und den Naturschutz unter einen Hut zu bringen.“
In der Vergangenheit hat das nicht immer gut funktioniert: Um schnell Profit zu schlagen, haben frühere Generationen von Forstwirten möglichst ertragreiche Bäume gepflanzt; häufig Fichten, in Brandenburg vor allem Kiefern. Die entstandenen Monokulturen sind für Schädlinge besonders anfällig. „Wenn es Fichten schlechtgeht, was aktuell der Fall ist, haben Borkenkäfer ein leichtes Spiel“, mahnt Philipp. Vielerorts, etwa im Harz, sind bereits große Waldflächen abgestorben. „Im Mischwald wäre das nicht passiert, weil die Insekten meistens hochspezialisiert sind und anderen Baumarten nichts anhaben können.“
Mehr entdecken: TVöD, TV-L, TV-H – was Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst wissen müssen
Für mehr Artenvielfalt sorgen, damit der Mischwald gedeiht. Laubbäume pflanzen, die viel Schatten spenden und damit für ein kühles Waldinnenklima sorgen. Den Wald pflegen, damit er für die Bevölkerung als Erholungsraum attraktiv ist. „Es ist ein gutes Gefühl, mit dem Wissen in den Feierabend zu gehen, dass man etwas für die Natur getan hat“, resümiert Philipp. Schließlich ist der Wald der wichtigste Klimaschützer unserer Zeit, weil er der Atmosphäre Kohlenstoffdioxid entzieht und dafür Sauerstoff abgibt. Und das kann er nur, wenn er intakt ist.
Text: Christoph Dierking
FAQ: Wie werde ich Forstwirt*in?
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist rechtlich keine bestimmte Vorbildung vorgesehen.
Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Ausbildung dauert drei Jahre.
Wo findet die Ausbildung statt?
Die praktische Ausbildung findet in den Forstbetrieben statt, die theoretische in Berufsschulen, gegebenenfalls auch in speziellen Internaten für Waldarbeit.
Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?
Naturschutz, biologische Grundlagen, Holzernte, weiterhin der Umgang mit Geräten und Maschinen, die im Forstbetrieb zum Einsatz kommen – dies sind zentrale Ausbildungsinhalte.
Was verdiene ich?
Forstwirt*innen im öffentlichen Dienst arbeiten in den Forstbetrieben der Länder und des Bundes. Das Entgelt richtet sich nach den gültigen Tarifverträgen und vorhandenen Qualifikationen. Forstwirt*innen in Brandenburg werden beispielsweise in die Entgeltgruppe E5 eingeordnet. Wer eine Weiterbildung in der Forstmaschinenführung absolviert, kann mit einer höheren Eingruppierung rechnen.
Die aktuellen Entgelttabellen für Bund und Länder veröffentlicht der dbb beamtenbund und tarifunion.
Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?
Ausgebildeten Forstwirt*innen stehen zahlreiche Weiterbildungen offen, unter anderem in der Forsttechnik. Wer die Voraussetzungen erfüllt, kann ein Bachelor-Studium draufsatteln und im gehobenen Forstdienst eine Revierleitung übernehmen. Und alle, die ein forstwirtschaftliches Masterstudium abschließen, qualifizieren sich für Führungs- und Leitungspositionen in den Forstverwaltungen von Bund und Ländern.
Wo finde ich weitere Informationen?
Umfassende Informationen, auch zu anderen Berufen im Forstbetrieb, haben der Bund Deutscher Forstleute (BDF) und die Bundesagentur für Arbeit zusammengestellt. Über Lehrgänge, Kurse sowie Aus- und Fortbildung informiert unter anderem die Waldarbeitsschule Kunsterspring.