• Anika ist Sachbearbeiterin bei der Deutschen Rentenversicherung in Berlin.
    Anika ist Sachbearbeiterin bei der Deutschen Rentenversicherung in Berlin. Foto: Privat

Jobkompass: die Sachbearbeiterin (Deutsche Rentenversicherung)Damit auch Grenzgänger ihre Rente bekommen

Internationaler Arbeitsmarkt, internationale Rente: Ohne Abteilungen, die sich auf bestimmte Länder spezialisieren, geht es bei der Deutschen Rentenversicherung nicht. Anika arbeitet in einer von ihnen.

Wenn Anika mit anderen jungen Menschen über ihren Job spricht, heißt es oft: „Ah, cool, Versicherung! Ich habe auch einen Kumpel, der ist bei der Allianz!“ In solchen Situationen merkt sie sofort, dass ihr Gegenüber mit der Rentenversicherung nicht wirklich etwas anfangen kann – und folglich sehr wahrscheinlich noch nicht gearbeitet hat. Ganz anders verhält es sich im Gespräch mit älteren Generationen: „Dann kommen oft viele Fragen und ich muss aufpassen, dass ich nicht plötzlich zur privaten Rentenberatung mutiere“, erzählt die 24-Jährige und lacht.

Doch grundsätzlich beantwortet Anika Gutsch Fragen gern, solange es nicht überhandnimmt. Denn irgendwie gehört es ja dazu. Eine Ärztin gibt in der Familie medizinischen Rat, ein Jurist im Freundeskreis mitunter den einen oder anderen rechtlichen. „Mein Spezialgebiet ist eben die Rente!“

Anika ist Sachbearbeiterin in der Auslandsabteilung bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) in Berlin. Dort kümmert sie sich um alles, was mit Tschechien, der Slowakei und Rumänien zu tun hat. Konkret: Sie sorgt dafür, dass Versicherte ihre Rente erhalten – deutsche Staatsbürger*innen, die in den drei Ländern tätig waren. Und umgekehrt Menschen aus den drei Ländern, die in Deutschland gearbeitet und Ansprüche haben.

Träumen von der Gleitzeit

Gebürtig kommt die Brandenburgerin aus Templin, etwa 100 Kilometer nördlich von Berlin. Ihre Eltern haben Jobs, die sie an feste Zeiten binden, teils auch am Wochenende. „Für mich stand eigentlich früh fest, dass ich meine Arbeitszeit freier einteilen möchte“, erzählt Anika. „Gleitzeit war immer etwas, wo ich dachte: Boa, das wäre echt krass, das will ich.“

In der Schule informiert sie sich über duale Studiengänge, die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst sprechen sie an. Sicherheit, Tarifverträge – und in vielen Fällen Gleitzeit. Der Onkel eines Freundes arbeitet bei der Rentenversicherung, unter der sich die Schülerin damals noch nichts vorstellen kann. Sie lässt sich ein paar Grundlagen erklären, informiert sich weiter, findet einen Zugang. Auf die Bewerbung folgt noch vor dem Abitur die Zusage.

Im dualen Studium taucht Anika endgültig in das Universum der Deutschen Rentenversicherung (DRV) ein. Es gibt insgesamt 16 Träger, darunter die DRV Bund, bei der sie das Studium mit Fokus auf Sozialversicherungsrecht absolviert, und 15 weitere regionale Träger, zum Beispiel die DRV Braunschweig-Hannover oder die DRV Schwaben. Die regionalen Zuständigkeiten sind historisch gewachsen und entsprechen nicht den Grenzen der Bundesländer. Doch die inhaltlichen Zuständigkeiten sind überall identisch: Primär geht es um die Verwaltung von Ansprüchen aus der gesetzlichen Rente, aber auch von Rehabilitationsleistungen oder der Erwerbsminderungsrente. Letztere bekommen alle, die nicht mehr arbeiten können, etwa aus gesundheitlichen Gründen.

Während des Studiums, das sich in theoretische Einheiten an der Hochschule des Bundes und praktische Einheiten im Büro gliedert, steht vor allem das Sozialgesetzbuch VI im Mittelpunkt. „Wer sich für den Job entscheidet, sollte sich schon für rechtliche Aspekte interessieren“, sagt Anika. Außerdem seien eine soziale Ader und Verantwortungsbewusstsein wichtig. „Wenn wir den Rentenantrag nicht rechtzeitig bearbeiten, bekommen die Leute kein Geld und hängen in der Luft. So sollte es definitiv nicht laufen.“

Durchstarten in der Auslandsabteilung

Wer die Prüfungen besteht, wird in der Regel übernommen: Anika hat ihr Praktikum bereits in dem Team gemacht, das für Österreich zuständig ist – und freut sich, dass sie mit Blick auf Tschechien, die Slowakei und Rumänien weiter mit Auslandsbezug arbeiten kann. Sprachkenntnisse sind nicht zwingend, Übersetzungsprogramme liefern gegebenenfalls die nötige Unterstützung. „Teils sind die Lebensläufe der Versicherten sehr spannend, es sind Persönlichkeiten dabei, die einiges von der Welt gesehen haben“, erzählt die Sachbearbeiterin. Viele waren in der Logistik oder Baubranche tätig. In guter Erinnerung ist ihr auch ein Mann, der im Zirkus gearbeitet hat.

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Wie ist das in der Rente mit der Krankenversicherung geregelt? Worauf muss ich achten, wenn ich mir etwas zur Rente dazuverdienen will? Und was ist wichtig, wenn ich in mein Heimatland zurückziehe? Dies sind typische Fragen, mit denen Versicherte an Anika herantreten. Gelegentlich sind die Fälle kompliziert und es besteht viel Gesprächsbedarf. Vor allem, wenn jemand in fünf oder sechs Ländern gearbeitet hat – in solchen Fällen gleicht es Detektivarbeit, die Rentenansprüche zu ermitteln.

„Manchmal schicken die Versicherten Karten als Dankeschön, das ist eine schöne Form der Wertschätzung“, erzählt Anika. Die Karten bewahrt sie ihn ihrem Schreibtisch auf. „So etwas schmeißt man nicht weg!“

Text: Christoph Dierking

FAQ: Wie werde ich Sachbearbeiter*in bei der DRV?

Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung mitbringen?

Für den dualen Studiengang „Sozialversicherungsrecht“ ist das Abitur beziehungsweise Fachabitur erforderlich.

Wie lange dauert die Ausbildung?

Das Studium dauert drei Jahre.

Wo findet die Ausbildung statt?

Die theoretische Ausbildung findet an der Hochschule des Bundes in Berlin statt, die praktische direkt an den Dienstorten (Berlin, Gera oder Stralsund).

Was sind zentrale Ausbildungsinhalte?

Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Recht, Wirtschaft sowie Unternehmens- und Personalführung.

Was verdiene ich?

Wer in den Beruf einsteigt, wird nach der Entgeltgruppe 9c bezahlt.

Die aktuelle Entgelttabelle veröffentlicht die Deutsche Rentenversicherung Bund.

Welche Karrierechancen bieten sich mir nach der Ausbildung?

Das Studium ist darauf ausgelegt, die Führungskräfte der Zukunft auszubilden. Wer die Karriereleiter aufsteigen möchte, kann eine Teamleitung übernehmen oder noch höher im Management aufsteigen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Umfassende Informationen bietet die DRV in ihrem Karriereportal.